Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Meinungsstreit um die Räumung von Durazzo 
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Durazzo be wog, schon tags darauf von Rom die schleunige Räumung des 
Hafens zu fordern. Aber weder diese Forderung noch die neuerliche 
Mahnung Cadornas veranlaßten die politischen Kreise zur freiwilligen 
Preisgabe der Stadt, da man nicht nur um die künftige Stellung in 
Albanien besorgt war, sondern sogar ungünstige Rückwirkungen auf das 
Mutterland befürchtete. Dessenungeachtet entschloß sich der von den 
politischen Stellen mit der nachhaltigen Verteidigung betraute Gen. Fer¬ 
rerò zur unverzüglichen Räumung, nachdem ihn der Kommandant der 
adriatischen Flotte, Vizeadmiral Herzog der Abruzzen, am 14. Februar 
auf die Gefahren einer Verzögerung der vorgesehenen Einschiffung 
aufmerksam gemacht hatte. Dennoch mußte die Durchführung unter¬ 
bleiben, da vom Befehlshaber des Expeditionskorps in Valona, Gen. Ber- 
totti, ein weiteres Ausharren im Sinne der Anweisung und der Dienst¬ 
vorschriften gefordert wurde, zumal nach den letzten Nachrichten eine 
ernste Bedrohung weder durch österreichische noch durch bulgarische 
Kräfte zu erwarten war. Aber erst nachdem neuerliche Vorstellungen 
gegen ein weiteres Verbleiben in Durazzo erfolglos geblieben waren, 
beschloß Gen. Ferrerò, äußersten Widerstand zu leisten; schließlich war 
er sogar gezwungen, die im andauernd hohen Wellengang auf offener 
Reede in Seenot geratenen leeren Transportschiffe abdampfen zu lassen. 
Diese eindeutigen Schiffsbewegungen im Hafen von Durazzo waren 
den vorgeschobenen Truppen des Angreifers natürlich nicht verborgen 
geblieben und konnten, zusammen mit den untrüglichen Wahrneh¬ 
mungen an der italienischen Landfront, nur auf nachhaltigen feind¬ 
lichen Widerstand schließen lassen. Im Gegensatz hiezu war das 
XIX. Korpskmdo. auf Grund überholter Nachrichten noch überzeugt, 
daß nach dem bereits vollzogenen Abtransport der Serben auch die 
italienische Besatzung den Hafen räumen werde, und beabsichtigte daher, 
diesen Abschub durch rasches Zu greifen zu stören. Als nun am 17. Februar 
der Angriff schon für den folgenden Tag anbefohlen wurde, konnte das 
63.IDKmdo. auf die inzwischen veränderte Lage beim Feinde hinweisen, 
die eine Verstärkung der zur Stelle befindlichen Angriffskräfte forderte. 
Hiefür waren zunächst neben Teilen der 210. LstlBrig. die Vortruppen 
der 2. GbBrig. (Detachement Zloch), sowie die vorgezogene Artillerie der 
zurückgebliebenen 20. LstGbBrig. in Aussicht genommen. 
Die jüngsten über Teschen eingelangten Nachrichten, die den letzten 
Entschluß Ferreros außer Zweifel stellten, bestimmten nun FML. Troll¬ 
mann, den bevorstehenden Stoß auf Durazzo so lange aufzuschieben, bis 
außer der gesamten 210. LstlBrig. auch noch die der 63. ID. unterstellte
	        
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