Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

64 
Die Eroberung von Montenegro und von Nordalbanien 
22. Jänner betonte, daß diese politischen Forderungen den militärischen 
Möglichkeiten unterzuordnen seien, und sogar seinen Rücktritt anbot1), 
beschlossen die politischen Kreise dennoch, das Expeditionskorps in 
Albanien um eine Division zu verstärken und die Truppen in Durazzo 
dem Kriegsminister unmittelbar zu unterstellen. 
Während König Nikola mit seinem Ministerpräsidenten Mijuskovic 
bereits in Rom weilte, leitete der öst.-ung. Gesandte Otto am 28. Jänner 
mit dem montenegrinischen Rumpfkabinett in Cetinje die politischen Ver¬ 
handlungen ein, forderte aber die Rückkehr des Regierungschefs oder 
die schriftliche Bevollmächtigung der im Lande zurückgebliebenen Mini¬ 
ster. Die Friedensverhandlungen selbst wollte das Wiener Kabinett jedoch 
nur mit Unterhändlern führen, die vom Könige persönlich bevollmächtigt 
waren, mit dem die Verbindung durch eine neutrale Macht hergestellt 
werden sollte. 
Schon am 2. Februar überreichten die montenegrinischen Vertreter 
in Cetinje einen Vortrag zur Weiterleitung an den König, worin dieser 
aufgefordert wurde, die Friedensunterhändler binnen zwei Tagen nam¬ 
haft zu machen. Da jedoch die spanische Vermittlung durch Frankreich 
erschwert und schließlich vereitelt wurde, beendete der Ballhausplatz die 
diplomatischen Verhandlungen und veröffentlichte seinen bisherigen 
Notenwechsel mit Montenegro; auch dem Drängen der Heeresleitung, im 
Lande der Schwarzen Berge die Militärverwaltung einzuführen, wurde 
nachgegeben. 
Inzwischen hatte Mijuskovic die Tätigkeit der im Lande verbliebenen 
Minister als eigenmächtig bezeichnet, worauf diese mit dem Prinzen Mirko 
erwiderten, daß der König ohne Wissen seiner Regierung abgereist sei, 
was nicht nur niederschmetternd gewirkt, sondern auch die Gefahr innerer 
Unruhen heraufbeschworen habe. 
Da zur Zeit auch die gesamte deutsche Presse lebhaft für möglichst 
günstige Friede,nsbedingungen eintrat, verwahrte sich das Wiener Außenamt 
in Berlin gegen die öffentliche Erörterung der Kriegsziele, was von den 
Mittelmächten vertragsmäßig verboten war. Aber auch im diplomatischen 
Gedankenaustausch sprach sich Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg gegen 
harte Friedensbedingungen aus und befürwortete eine Vergrößerung Monte¬ 
negros auf Kosten Serbiens, das der Ballhausplatz, wie der Reichskanzler 
aus vertraulichen Berichten erfahren hatte, als selbständigen Staat (S.60) 
ohnehin verschwinden zu lassen beabsichtige. Burián dagegen bezeichnete 
-1) Cadorna, Altre pagine sulla grande guerra (Mailand 1926), 149.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.