Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Flucht des Königs Nikola 
59 
den ausländischen Vertretern angeregte Abreise verschoben habe. Aber 
schon drei Tage später landete der von den Vertretern der Entente um¬ 
gestimmte König mit seinem Ministerpräsidenten Mijuskovic auf einem 
italienischen Torpedoboote in Brindisi, wo er erklärte, alle Bedingungen 
abzulehnen und den Kampf weiterzuführen. Die Wiederaufnahme der 
Verhandlungen hatte er einem Rumpfministerium überlassen. 
Die Ereignisse bis Ende Jänner 
Auf den Gang der militärischen Ereignisse übten diese politischen 
Schachzüge des Königs jedoch keinen wesentlichen Einfluß mehr aus, da 
die Entwaffnung inzwischen rasche Fortschritte machte. Das montene¬ 
grinische Heer hörte auf zu bestehen. Der k. u. k. 3. Armee waren die 
Wege in die nordalbanische Küstenebene offen, wo in den Hafenräumen 
von S. Giovanni di Medua und Durazzo die Trümmer des serbischen 
Heeres und zahlreiche Flüchtlinge schon seit Monatsfrist vergebens der 
versprochenen Hilfe harrten. Nur zögernd hatten sich innerhalb dieser 
bangen Wochen einzelne italienische Schiffe der Küste genähert und kaum 
nennenswerte Mengen von Lebensmitteln1) gelandet. Die Überschiffung 
der Truppen war um diese Zeit noch immer nicht im Gange, und immer 
eindringlicher erhoben sich die verzweifelten Hilferufe der bedrängten 
Serben gegenüber ihren säumigen Verbündeten, wobei sie den Italienern 
„Schikanen"2) unterschoben, Vorwürfe, die besonders in der französi¬ 
schen Presse ihren Widerhall fanden. Tatsächlich waren aber neben der 
allgemeinen Unschlüssigkeit der Entente in erster Linie die äußerst un¬ 
günstigen Hafenverhältnisse an der nordalbanischen Küste sowie deren 
unmittelbare Bedrohung durch die öst.-ung. Flotte aus dem nahen Kriegs¬ 
hafen von Cattaro an dem Zögern der Italiener schuld. Zumal der offene 
Hafen von Medua war stark gefährdet, und es ist verständlich, daß die 
italienischen Schiffe zunächst den von Durazzo vorzogen. Aber erst als 
durch die Erfolge der Armee Kövess Skutari bedroht zu sein schien, 
entschloß sich auch Paris zu beschleunigter Hilfe durch die französische 
Flotte3). Konnte die serbische Heeresleitung in Skutari damals noch 
hoffen, daß die endlich zugesicherte Überschiffung von Medua und Du¬ 
razzo aus nach Korfu4) nunmehr zeitgerecht einsetzen werde, so ent- 
!) Serb. Gstb. W., XIV, 63.-2) Ebenda, XIV, 64. 
3) Ebenda, XIV, 115. — *) Ebenda, XIV, 116.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.