Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Im Schlußkapitel des III. Bandes dieses Werkes ist des ausführ¬ 
lichen das Entstehen der Kriegspläne der Mittelmächte für das Kriegs¬ 
jahr 1916 dargelegt worden. Nachdem Rußland durch den von Gorlice 
bis Pinsk reichenden Siegeszug der Verbündeten weit zurückgeworfen 
und in seiner Angriffskraft scheinbar so geschwächt worden war, daß 
es ernsthaft nicht mehr befürchtet werden mußte, und nachdem auch 
auf dem Balkan reiner Tisch gemacht worden war, schlug Conrad eine 
entscheidende Kriegshandlung aus Südtirol heraus gegen Italien vor. 
Hiefür erbat er sich deutsche Waffenhilfe. Nach dem Niederwerfen des 
apenninischen Königreiches war er bereit, öst.ung. Divisionen für einen 
Angriff an der Westfront beizustellen, wo auch nach seiner Ansicht 
der Endkampf auszutragen war. 
Falkenhayn war aber nicht gesonnen, die von Conrad vorgeschla¬ 
gene Reihenfolge in der entscheidungsuchenden Bekämpfung der gro¬ 
ßen Feindmächte einzuhalten. Er hielt schon nach der Eroberung Ser¬ 
biens den Zeitpunkt für gekommen, um den Sieg im Westen zu 
erzwingen. Hiezu wollte er, um das als Hauptfeind angesehene Eng¬ 
land zu treffen, zuerst das französische Heer niederwerfen. Dann sollte 
der Schlußkampf gegen Großbritannien geführt werden. Schon gleich¬ 
zeitig mit dem Angriff auf Frankreich sollte der uneingeschränkte 
Unterseebootkrieg gegen das angelsächsische Inselreich einsetzen1). 
Aus Rücksicht auf die noch neutralen Vereinigten Staaten von 
Nordamerika erwirkte der Reichskanzler Bethmann-Hollweg jedoch 
einen Aufschub des uneingeschränkten Unterseebootkrieges bis Anfang 
April2). Der Plan eines Angriffes gegen Frankreich blieb aber aufrecht. 
Doch auch dieser war nicht als entscheidungbringende Offensive ge¬ 
dacht. Falkenhayn wählte sich in der Festung Verdun einen Angriffs¬ 
punkt, den die Franzosen schon ehrenhalber unter allen Umständen 
zu behaupten versuchen mußten, und setzte hier die ,,Blutpumpe" an. 
Er hoffte, daß sich bei diesen möglichst lange andauernden Kämpfen 
die Verlustzahlen der Deutschen zu jenen der Franzosen wie zwei zu 
fünf verhalten würden. 
Als Conrad nach Beseitigung der zwischen ihm und Falkenhayn 
!) Falkenhayn, Heeresleitung, 181. 
2) Kühl, Weltkrieg, I, 374.
	        
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