Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Südwestfront und der Balkan bis Ende Juli 1916 
Vorgehen der Infanterie nur dort zuließ, „wo diese Wirkung unzweifel¬ 
haft eingetreten war", wurde der Angriffsschwung der Truppen stark 
beeinflußt. 
Der Feind hatte an jenen Stellen, wo das Gas wirksam wurde, die 
Flucht ergriffen; aus den vielen unberührt gebliebenen Inseln setzte 
aber bald heftige Gegenwirkung gegen die vorgehenden Truppen ein. 
Nach kurzer Zeit geriet die Vorbewegung ins Stocken. Am rechten 
Flügel vermochten Teile der 81.HIBrig. in die erste und zweite Linie 
der italienischen Stellungen einzudringen und einzelne Sturmtrupps 
stellenweise bis nahe an den Isonzo vorzustoßen. Von den Truppen der 
33.IBrig. hatte ein Bataillon bis 7h die Höhe -<¡>197 genommen; dage¬ 
gen kam der linke Flügel wegen des starken Feuers aus den vom Gas; 
anscheinend nicht betroffenen feindlichen Stellungen nicht vorwärts. 
Nachdem die vorgedrungenen Angriffstruppen in der Flanke und im 
Rücken von unversehrt gebliebenen feindlichen Maschinengewehren, 
auf einzelnen Punkten, wie auf der Höhe -<^ 197, auch unter dem zu¬ 
sammengefaßten Feuer schwerer und mittlerer Batterien und Minenwer¬ 
fer sehr beträchtliche Verluste erlitten hatten, mußten sie gegen Mittag 
in die alten Stellungen zurückgenommen werden. Einzelne der vor¬ 
stoßenden Abteilungen behaupteten sich inmitten des Feindes heldenhaft 
bis zum Abend und zogen sich dann erst auf ihre alten Linien zurück. 
Der Angriff war dadurch erschwert worden, daß die Truppen zum 
ersten Male einen Gasangriff durchzuführen hatten, und es scheint 
erklärlich, daß vielfach unrichtige Vorstellungen über die Wirkung des 
Gases bestanden. Die vorangegangenen theoretischen Unterweisungen 
hatten bei vielen Führern ein bestimmtes Bild hervorgerufen, das der 
Wirklichkeit nicht ganz entsprach, wodurch Enttäuschungen ausgelöst 
wurden. Denn das verwendete Gas wirkte nicht so rasch, als dies nach: 
der Anlage des Angriffes zu erwarten gewesen wäre. Viele Italiener 
kämpften noch lange, ehe sie dem Gifte erlagen. Dazu mag, wie schon 
bemerkt wurde, der Befehl zur Vorsicht im Vorgehen den Willen man¬ 
ches Führers gehemmt haben. 
Das ursprüngliche taktische Ziel des Angriffes, war zwar nicht er¬ 
reicht worden, aber der moralische Erfolg war bedeutend1). Die auf 
1) In dem Tagebuch des im Jahre 1917 in Venetien in Gefangenschaft gera¬ 
tenen italienischen GM. Francesco cav. Rocca, der am 29. Juni 1916 Kommandant der 
Brigade Ferrara (22. ID. des XI. Korps) war, lautet eine Eintragung über diesen 
Kampftag: „Aber welch schreckliches Ding sind die erstickenden Gase! Wir wurden 
damit bei Tagesanbruch überrascht und hatten davon vorher keine Ahnung."
	        
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