Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Sommer 1916 
die dargebrachten Opfer, an den erreichten Erfolgen gemessen, bei 
weitem nicht lohnten, und daß eine Entscheidung in der angestrebten 
Art kaum mehr zu erhoffen war1). 
Die englische Armee war mittlerweile durch die Tatkraft des 
Kriegsministers, des Feldmarschalls Kitchener 2), aus einem bescheidenen 
Expeditionskorps zu einem großen, modernen Heere ausgestaltet wor¬ 
den. Mit außerordentlicher Sorgfalt hatten die Heerführer Haig und 
Joffre alle Angriff s Vorbereitungen getroffen und ungeheure Mengen 
jeglichen Kriegsgerätes aufgestapelt. Vertrauend auf ihre zahlenmäßige 
und ihre in jeder Hinsicht gesicherte technische Überlegenheit, ver¬ 
zichteten die Westmächte auf eine Überraschung und ließen der am 
I.Juli einsetzenden Schlacht an der Somme, die den Auftakt zu einer 
großangelegten Gegenoffensive bilden sollte, ein sieben Tage währen¬ 
des Wirkungsschießen der Artillerie vorangehen. Die rohe Gewalt des 
entfesselten Materials sollte die Deutschen zerschmettern3). Da gleich¬ 
zeitig Rußland, dessen technischer Kriegsrüstung die Alliierten nach¬ 
geholfen hatten, bereit war, jetzt auch mit seinen bisher zurückgehal¬ 
tenen Kräften loszuschlagen und die Mittelmächte an der ganzen Ost¬ 
front anzufallen, konnten die Ententestaaten ihren Kriegsplan verwirk¬ 
licht sehen. Durch diese Entscheidungsschlacht von gewaltigster Aus¬ 
dehnung, im Osten und Westen Europas geschlagen, erwartete sich der 
Feindbund den sicheren Sieg. Zudem waren neben den Diplomaten auch 
militärische Führer wie Joffre und in letzter Stunde auch Alexejew 
eifrigst am Werke, das schwankende Rumänien als neuen Bundesgenos¬ 
sen zu gewinnen4), damit es durch seine unverbrauchten Streitmittel 
den würgenden Gürtel um die Hauptgegner noch enger ziehen könnte. 
So boten sich zu Beginn des zweiten Halbjahres 1916, aus dem 
Blickfelde der im Vielverband vereinten Großmächte betrachtet, die 
besten Aussichten dar, daß sich die Waagschale des Sieges zugunsten 
der Übermacht senken werde. Voll Zuversicht schrieb der Chef des 
englischen Reichsgeneralstabes, Gen. Robertson, am 30. Juni an den 
x) Kronprinz Wilhelm, Meine Erinnerungen, 193 f., 201 ff. — K u h 1, 
Weltkrieg, I, 41 ff. — Vgl. auch W e n d t, Verdun 1916. 
2) Kitchener erlebte den Einsatz der von ihm geschaffenen Streitkräfte nicht 
mehr; am 6. Juni 1916, beim Untergange des Panzerkreuzers „Hampshire", fand der 
Sieger von Omdurman, der eben eine Reise nach Rußland angetreten hatte, sein 
Grab im Ozean. 
3) Schwarte, Der deutsche Landkrieg, II, 540 ff. 
4) D i a k o w, Rumäniens Eintritt in den Weltkrieg und der russische General¬ 
stabschef General Alexejew (Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1933, Augustheft).
	        
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