Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Zunehmende Spannung zwischen Conrad und Falkenhayn 
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und versteckten abfälligen Zwischenbemerkungen über die k.u.k. Trup¬ 
pen nicht fehlten, die den öst.-ung. Generalstabschef immer an seiner 
empfindlichsten Stelle trafen. Fürs erste erklärte Falkenhayn, daß es 
sich, nachdem er so starke deutsche Kräfte an der öst.-ung. Front ein¬ 
gesetzt habe, „unter keinen Umständen mehr umgehen" lasse, seinen 
Wünschen bei dem Einsatz der von Tirol her angerollten Divisionen 
Rechnung zu tragen. Er müsse überhaupt bitten, ihn „von allen wichti¬ 
geren Entscheidungen operativer Art" zu unterrichten. Was zweitens die 
Berufung Mackensens betreffe, so sei diese vor allem vorgeschlagen 
worden, „dringenden, speziell öst.-ung. Bedürfnissen" abzuhelfen. „Ich 
kann daher", entschied Falkenhayn, „nicht zugeben, daß Eure Exzellenz 
berechtigt sind, an diese Ernennung Bedingungen zu knüpfen." Übrigens 
„gestatte" er sich zu bemerken, daß schon jetzt eine starke deutsche 
Armee von 8V2 Infanteriedivisionen und einer Kavalleriedivision „als 
Kerntruppe an der öst.-ung. Front" stünde und noch weitere zwei Divi¬ 
sionen1) im Anrollen seien. 
Die in den Akten liegende Entzifferung des Telegramms enthält 
von der Hand des der Operationsabteilung zugeteilten Generalstabsober¬ 
sten Slameczka den Vermerk : „Im Wege GM. v. Cramons nach mündlichen 
Weisungen Exzellenz Chefs erledigt (Exzellenz Chef geht auf diesen 
Ton nicht ein)." Es vergingen zwei Tage, ehe die Zusammenarbeit der 
beiden Generalstabschefs in den Akten einen neuen Niederschlag fand. 
In dieser Zeitspanne wurden zwei Funksprüche aus Feindeslager abge¬ 
horcht, die die Schärfe der Feldzugskrise in besonders deutlichem Lichte 
erscheinen ließen. Am 20. funkte der italienische Botschafter in Peters¬ 
burg, Carlotti, an seine Regierung, er habe Grund zur Annahme, daß 
Rußland in Rom dafür eintreten werde, die „günstigen Umstände" zu 
einem entscheidenden Schlag auszunützen; in gleichem Sinne werde sich 
Alexe jew an Cadorna wenden. Und tags darauf teilte der italienische 
Außenminister Sonnino dem Botschafter in Petersburg mit, der König 
von Rumänien habe einem führenden rumänischen Parlamentarier gegen¬ 
über geäußert, daß sich ihm der Augenblick für ein Eingreifen Rumäniens 
(selbstverständlich an der Seite der Entente) zu nähern scheine. 
Der zweite dieser Funksprüche bestärkte Conrad jedenfalls in 
seinem Plane, dessen Geburtsstunde nicht mehr nachzuweisen ist, der 
aber zum erstenmal in einer vom 21. Juni datierten Meldung des General¬ 
stabschefs an seinen Obersten Kriegsherrn angedeutet wird. Noch immer 
sei es — sagte Conrad in dieser Meldung — vor allem wichtig, daß bei 
1) Gemeint waren die 43. RD. und die 11. bayr. ID.
	        
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