Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Truppenzuschübe für die russische Südwestfront 
517 
Plan einer Gegenoffensive beiderseits vom Dniester 
In der dritten Juniwoche hatte sich unterdessen die Lage an der 
Ostfront noch weiter verschlechtert. 
Am 18. Juni früh war Czernowitz in die Hände der Russen ge¬ 
fallen (S. 508). Tags darauf erschienen sie bereits am Kleinen Sereth. 
Mit gespannter Aufmerksamkeit sahen von der nahen Grenze her die 
Rumänen die öst.-ung. Abwehr auch hier zusammensinken. Zugleich ließ 
die geringe Widerstandskraft der Gruppen Hadfy und Benigni ernst¬ 
haft für den Besitz von Lemberg fürchten, und die Bedrohung dieser 
Stadt hatte sich noch durch den Rückschlag am Nordflügel der 1. Armee 
gesteigert, da es nicht ausgeschlossen war, daß die Russen den Druck 
in der Richtung auf Sokal erfolgreich fortsetzten. 
Am 19. war es überdies offenkundig geworden, daß die Offensive 
Linsingens ohne Zufuhr neuer Kräfte kaum einen Erfolg verhieß. Der 
Heeresgruppenführer sah sich daher bemüßigt, die Fortführung des 
Angriffes bis zum Eintreffen der zugewiesenen Verstärkungen (43. RD., 
ll.bayr. ID., k. u. k. 48. ID.) zu verschieben; sie wurde für den 21. in 
Aussicht genommen. 
Zu allem Übel ließen, wie Conrad am 18. Juni in einem Telegramm 
an Falkenhayn hervorhob, abgelesene russische Funksprüche keinen 
Zweifel darüber, daß der Feind noch weitere erhebliche Kräfte von 
seiner Nord- und seiner Westfront an die Südwestfront zu überführen 
im Begriffe war; diese Nachricht berechtige zusammen mit dem Aus¬ 
bleiben „des vermuteten großen Angriffes an der Nordwestfront" zu 
dem Schlüsse, daß die Russen „die Erreichung eines Erfolges an ihrer 
Nordwestfront gegenüber der großzügigen Ausnützung bereits errunge¬ 
ner Erfolge" an ihrer Südwestfront zurückstellen werden. 
Tags darauf kam Conrad in einer zweiten Depesche auf die über¬ 
aus gespannte Lage zurück; er bat Falkenhayn, „weitere gemeinsame 
Maßnahmen zu erwägen" und die k. u. k. Heeresleitung von den gefa߬ 
ten Entschlüssen in Kenntnis zu setzen. 
Diese zweite Depesche kreuzte sich auf dem Drahte mit der Ant¬ 
wort Falkenhayns auf Conrads Vorstellungen vom 18. Juni. Falkenhayn 
stimmte seinem österreichischen Kollegen darin zu, daß der Russe sich 
bemühen werde, den „so leicht errungenen" Erfolg Brussilows zu sichern 
und auszunützen; daß die Russen hier schon „die Feldzugsentscheidung 
erkämpfen" könnten, dafür sähe er jedoch keinen Grund. Im Gegenteil
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.