Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Neujahrsschlacht 1916 gegen die Russen 
infanterie benützten Tiefenlinien auf dem welligen Hügelland von der 
Seite beschossen, lauerte der andere Teil der leichten Batterien auf den 
Augenblick, da die russischen Sturmwellen aus ihren Sammelräumen her¬ 
vorbrachen, um sie sogleich mit einem vernichtenden Flankenfeuer zu 
überfallen1). Dieses nach den Erfahrungen in den Kämpfen am oberen 
Isonzo angewandte Abwehrverfahren hatte den Erfolg, daß die russi¬ 
schen Angriffe zumeist schon im Artilleriefeuer zusammenbrachen. 
Wesentlich hatte aber zu dem Abwehrsiege der Armee Pflanzer- 
Baltin auch das verfehlte Angriffsverfahren der Russen beigetragen. Die 
Armeen Letschitzki und Schtscherbatschew griffen jede nur auf einem 
verhältnismäßig schmalen Frontabschnitt an und ließen ihre Angriffs¬ 
divisionen nacheinander anrennen. Die Armee Sacharow verharrte wäh¬ 
rend des schweren Ringens in vollständiger Untätigkeit und auch die 
Armee Brussilow vermochte nicht, mit vereinzelten Täuschungsangriffen 
die Reserven des Gegners festzuhalten. So war es dem Gegner möglich 
gewesen, die angegriffenen Frontteile durch Herbeiziehen von Reserven 
aus den nicht angegriffenen Abschnitten zu verstärken. Überdies lag 
zwischen den auf enge Räume beschränkten russischen Durchbruchsver¬ 
suchen jedesmal eine Kampfpause von mehreren Tagen, die dem Ver¬ 
teidiger nicht nur gestattete, die Schäden an den Stellungen wieder aus¬ 
zubessern, sondern auch die erschöpften Grabenbesatzungen durch frische 
Truppen zu ersetzen. 
Die Armee Pflanzer-Baltin hatte in der siegreichen Abwehrschlacht 
mehr als 30.000 Streiter verloren. Die blutigen Verluste mußten größten¬ 
teils dem mächtigen Vor bereitungsf euer der russischen Artillerie zuge¬ 
schrieben werden. Besonders groß waren die Verluste der Besatzungen 
in den mit Schrapnelldächern eingedeckten Schützengräben. Die ein¬ 
schlagenden Geschosse zerschlugen die Schrapnelldächer, die nun herab¬ 
stürzten, die Gräben verlegten und die Besatzungen verletzten. Auf Grund 
dieser betrüblichen Erfahrung wurde die Schaffung von tiefen offenen 
Gräben, von bombensicheren Unterständen für die Beobachter und tiefen 
Erdhöhlen (Fuchslöcher) für die Truppe empfohlen, um dadurch die 
Wirkung des feindlichen Trommelfeuers künftig abzuschwächen. Der 
Wert dieser Stollen und Kavernen im vordersten Kampfgraben wurde 
allerdings nicht gleichmäßig eingeschätzt; doch riefen die Truppen selbst 
danach. Auch die Meinungen über die Zweckmäßigkeit der hinter dem 
vordersten Kampfgraben errichteten Hundertmeterlinie waren nicht ganz 
1) Kiszling, Die Neujahrsschlacht in Bessarabien (Österr. Wehrzeitung 1926, 
Folge 1).
	        
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