Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Besprechung Conrads mit Falkenhayn am 8. Juni 
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Meinung allerdings mehr Kräfte erforderlich, als bisher zur Ostfront 
herangeführt worden waren. 
Von der italienischen Front, die in Conrads Augen jetzt doch „zum 
sekundären Schauplatz" herabsank, glaubte der Generalstabschef besten¬ 
falls ein bis eineinhalb Divisionen abziehen zu können. Weitere Kräfte 
konnten erst nach Erreichen des Höhenrandes nördlich von Schio und 
Bassano folgen, wobei Divisionen mit slawischem Ersatz und solche mit 
Gebirgsausrüstung nach Möglichkeit von der Absendung ausgenommen 
werden sollten. Aus Galizien, wo die ernsten Kämpfe an der Strypa 
alle Reserven verschlangen, war nichts mehr herauszuholen. Daher 
erbat Conrad — so schwer es ihm fiel — von Falkenhayn „das rasche 
Einsetzen weiterer drei bis vier Divisionen an der galizischen Front" 
und stellte ihm das „vorübergehende Zurückstellen oder Einschränken 
der deutschen Angriffsziele im Westen" zur Erwägung. 
Doch gerade damit scheint er bei Falkenhayn auf wenig Geneigt¬ 
heit gestoßen zu sein. Immerhin sind die beiden Generalstabschefs — 
wie dem der Besprechung folgenden, ihre Ergebnisse zusammenfassen¬ 
den Depeschenwechsel zu entnehmen ist — zu einer Einigung gelangt. 
Conrad willigte ein, von der Südwestfront der schon am 8. zum Ab¬ 
transport nach Norden bestimmten 61. ID. noch schwere Artillerie 
und — nach Erreichen des Südrandes der Hochfläche der Sieben Ge¬ 
meinden — im Bedarfsfalle mindestens zweieinhalb Divisionen folgen 
zu lassen. Falkenhayn hingegen verpflichtete sich, neben den bereits 
auf die Bahn gesetzten vier Divisionen (kombinierte Division GM. Rusche, 
108. ID., X.Korps) noch die ll.bayr. ID. zur Heeresgruppe Linsin¬ 
gen zu lenken; aber auch dies bloß dann, wenn nördlich vom Pripiatj 
kein Bedarf an Kräften eintreten sollte. Den Stoß von Kowel in die 
Gegend südlich von Rowno, der die galizische Front entlasten sollte, 
hatte Linsingen demnach — ohne auf die 61. ID. zu warten — mit 
71/2 Divisionen (die vier vorerwähnten deutschen Divisionen, k. u.k. 
II. Korps, 29. ID. und 89. SchBrig.) zu führen und hiezu auch das Ein¬ 
vernehmen mit der Heeresgruppe Böhm-Ermolli zu pflegen, aus deren 
Bereich die Reserven der 1. Armee nach Norden angreifen sollten. In 
diesem Sinne wurden die beiden Heeresgruppen Linsingen und Böhm- 
Ermolli am 9. Juni angewiesen. 
Schließlich forderte Falkenhayn noch, um die in Wolhynien zu 
führende Gegenoffensive möglichst wuchtig zu gestalten, daß den süd¬ 
lich der k. u. k. 4. Armee stehenden Heereskörpern keine Verstärkungen 
zugeführt werden mögen. Conrad wollte aber, daß von dieser Forde-
	        
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