Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Neujahrsschlacht 1916 gegen die Russen 
Reserven nach Galicien und in die Bukowina werfen könnte. So verwies 
er denn auch auf die Ungunst der militärischen Lage, die an der russi¬ 
schen Südwestfront eintreten könnte, wenn es nicht bald gelänge, den 
Mangel an Streitmitteln zu beheben. Er werde dann unter den schwersten 
Blutopfern den Kampf fortsetzen und die Entscheidung in einer anderen 
Richtung suchen müssen. 
Gen. Iwanow erhielt aber noch am gleichen Tage vom Zaren den 
Befehl, den Angriff in Galicien ohne Verzug wieder aufzunehmen. Außer¬ 
dem schickte ihm Gen. Alexejew ein Telegramm, in dem er dem 
beklagten Mangel an Kampfmitteln um so geringere Bedeutung beizu¬ 
messen erklärte, als Schtscherbatschew mit einem großen Teil seiner 
Streitkräfte in Untätigkeit verblieben sei. Ferner erinnerte Alexejew den 
Oberbefehlshaber der Südwestfront daran, daß die Artillerie seiner An¬ 
griffsarmeen die Stellungen des Gegners nicht wirksam genug bekämpfe 
und die Infanterie von dem sappenartigen Heranarbeiten zu wenig 
Gebrauch gemacht habe 1). 
Gen. Schtscherbatschew plante nunmehr, den Angriff am 27. Jänner 
wieder aufzunehmen. Allein das Wetter hatte umgeschlagen, die Schnee¬ 
massen schmolzen, die Truppen kamen auf den verschlammten Straßen 
nicht vorwärts, das Heranführen der Artillerie, der Munition und der 
Verpflegung stockte, so daß Schtscherbatschew an diesem Tage nicht 
schlagbereit war. 
Nun war aber auch die Heeresleitung selbst schon gegen die Fort¬ 
führung des Kampfes. Gen. Alexejew hatte inzwischen noch einmal den 
Alliierten jenen großen konzentrischen Angriff vorgeschlagen, der in 
dem Einbruch des russischen Heeres über die Karpathen nach Ungarn 
und in dem gleichzeitigen Vordringen von zehn Korps der Alliierten 
vom Balkan her über die Donau gipfeln sollte (Bd. III, S. 559ff.). Dieser 
Plan war aber von den Franzosen in Anbetracht der mißlichen Lage der 
Ententestreitkräfte auf dem Balkan abermals verworfen worden. 
Damit hatte der Angriff auf die Strypalinie und auf Czernowitz, 
der die Voraussetzungen für den großen konzentrischen Angriff auf die 
Donaumonarchie schaffen sollte, seinen höheren Sinn verloren. Zudem 
erweckte das unsichere Verhalten Rumäniens im russischen Hauptquartier 
ernste Befürchtungen. Unter dem Eindruck der Mißerfolge der russi¬ 
schen Waffen schien sich eine Schwenkung der rumänischen Politik zu¬ 
gunsten der Mittelmächte zu vollziehen. Man hörte von dem Abschluß 
eines Lieferungsvertrages zwischen dem Donaukönigreich und den ver- 
*) Lemke, 255 f.
	        
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