Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Conrads Bitte um deutsche Divisionen 
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ganze 8. Armee mit voller Kraft in der Richtung auf Rawa Ruska an¬ 
zugreifen. An der Strypa hatte sich Brussilow mit Scheinunternehmun¬ 
gen zu begnügen. 
Während nunmehr Kuropatkin das XXIII. Korps zum Abrollen 
herauslöste und Ewert dem Grenadierkorps für den 13. den Angriff auf 
Baranowicze und dem verstärkten XXXI. die Eroberung von Pinsk 
vorschrieb, ging Brussilow aus Besorgnis um seine rechte Flanke auf 
die aus Mohilew kommenden, sicherlich sehr zweckmäßigen Richtlinien 
nicht ein. Er gab die Weisungen Alexejews vorerst gar nicht weiterund 
gedachte die Operationen in seinem Sinne fortzuführen. Er blieb dem¬ 
nach in Wolhynien bei der Angriffsrichtung Kowel, indes er den beiden 
südlichen Armeen, der 7. und der 9., freie Hand ließ, damit sie den 
Durchbruch beiderseits des Dniester vollenden könnten. 
Das Unheil, das so überraschend über die öst.-ung. Ostfront herein¬ 
gebrochen war, bereitete den Generalstabschefs der beiden verbündeten 
Kaiserreiche begreiflicherweise schwere Sorgen. Denn sowohl die Offen¬ 
sive gegen Italien als auch jene gegen Verdun hatten zur Voraussetzung, 
daß die Ostfront sich mit der ihr zugemessenen Truppenstärke be¬ 
haupte. Die Kräfteverteilung der Russen war aber, wie man auch im 
Lager der Mittelmächte genau wußte, eine ungleiche. Zwei Drittel der 
russischen Divisionen standen zwischen Pinsk und Riga und waren der 
deutschen Ostfront um das Dreifache überlegen. Südlich vom Pripiatj 
hielten sich die Gegner ungefähr die Waage. Das Stärkeverhältnis auf 
Seite der Verbündeten hielt man aber keineswegs für unabänderlich. 
Bei einer Besprechung, die Conrad mit Falkenhayn am 24. Mai in Berlin 
gehabt hatte, wurde verabredet, „daß Heeresreserven der deutschen 
Ostfront für die öst.-ung. Front zur Verfügung gestellt werden würden, 
wenn etwa die Russen starke Kräfte von Norden nach Galizien ver¬ 
schieben sollten". 
Bereits am 5. Juni abends hatte sich GO. Conrad wegen der russi¬ 
schen Einbrüche bei Olyka und bei Sapanow veranlaßt gesehen, deutsche 
Verstärkungen für die Heeresgruppe Linsingen zu erbitten, während 
öst.-ung. Reserven der Armee Pflanzer-Baltin zugeführt werden sollten. 
Da aber auch starke Ansammlungen des Feindes bei Tarnopol fest¬ 
gestellt wurden, kündigte Conrad für den Fall der Nötigung seinem 
deutschen Kollegen auch ein Ansuchen um Verstärkungen für die 
deutsche Südarmee an. 
Falkenhayn lehnte unter Hinweis auf die noch unveränderte 
Kräfteverteilung bei den Russen und einem im Westen bevorstehenden
	        
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