Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Sommer 1916 
gebeten. Alexejew gestand ihm einen Aufschub bis zum 14. zu, nicht 
ohne zu eröffnen, daß es ,,unter solchen Umständen schwer sei, irgend¬ 
welche Berechnungen unseren Entschlüssen zugrunde zu legen"1). 
Der günstige Verlauf der beiden ersten Kampftage in Wolhynien 
und am Dniester ließ den Stabschef der Stawka aber auch den Bedarf 
an Verstärkungen für die Südwestfront zur Auswertung des Erfolges 
voraussehen. Diese konnten nur der Nordfront entnommen werden. 
Deshalb erhielt ihr Oberbefehlshaber, Gen. Kuropatkin, noch am 5. die 
Weisung, weitere Kräfte bereitzustellen, um sie dem schon abrollenden 
V. sib. Korps folgen zu lassen. Scheinangriffe zur Verschleierung und 
namentlich eine Landung im Golf von Riga bezeichnete Alexejew als 
wünschenswert. Kuropatkin ordnete hierauf solche Angriffe für Mitte 
Juni an; auf das ihm schwierig erscheinende Landungsmanöver ging er 
aber nicht ein2). 
Der tiefe Einbruch der 8. Armee bei Luck berechtigte am 8. Juni 
die Stawka zu der Hoffnung, den linken öst.-ung. Heeresflügel durch 
einen Angriff in der Richtung auf Lemberg entscheidend schlagen zu 
können. Alexejew besorgte hiebei aber einen Vorstoß deutscher Kräfte 
aus dem Räume Kobrin—Brest-Litowsk gegen die offene Nordflanke 
des Lemberg zustrebenden rechten Flügels der Südwestfront. Diesen 
Flankenstoß sollte ein Angriff über Pinsk auf Kobrin unmöglich machen. 
Hiemit tauchte zum erstenmal der Gedanke eines Vorstoßes auf Kobrin 
auf, der vorerst wohl nur im Sinne der Abwehr aufgeworfen wurde, 
später aber noch an Gewicht gewinnen sollte. 
Aus diesen Überlegungen heraus erließ Alexejew am 9. neue 
Weisungen3). Die Nordfront sollte Ablenkungsangriffe durchführen und 
den Abtransport eines Korps nach Sarny vorbereiten. Die Westfront 
hatte auf neuerliche Bitte Ewerts zum Hauptangriff auf Wilna erst 
am 17. anzutreten. Zur Sicherung des Nordflügels der anschließenden 
Südwestfront war jedoch ehestmöglich Pinsk zu nehmen, weiters sollten 
Kräfte zum darauffolgenden Angriff auf Kobrin bereitgestellt werden. 
Hiefür wurde Ewert das bei Dünaburg stehende III. Korps zugewiesen. 
Der Südwestfront wurde als Hauptaufgabe gestellt, den linken öst.-ung. 
Heeresflügel zu zertrümmern und vom San und den nach Westen füh¬ 
renden Verbindungen abzuschneiden. Fliezu sollte Kaledins rechter 
Flügel vorerst in die Höhe von Luck vorgebogen werden, dann hatte die 
x) Zajontschkowskij, 32. 
2) Ebenda, 43. 
3) Ebenda, 33. — Klembowski, 45.
	        
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