Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Größe des Erfolges der Armee Kaledin 
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Nach Einbruch der Dunkelheit stand die 4. Armee, die schwerste 
Einbuße erlitten hatte, im allgemeinen überall auf dem Westufer des 
Styr. Da sich auch das II,. Korps 211m Rückzug dorthin gezwungen 
gesehen hatte, mußte GO. Linsingen auf eine Gegenoffensive auf dem 
Ostufer verzichten. Ihm handelte es sich zunächst um die Behauptung 
des Styrabschnittes, damit die nördlich und südlich anschließenden 
Fronten nicht auch in den Rückzug hineingerissen wurden. Große Hoff¬ 
nungen durften auf die Widerstandskraft des Korps Szurmay und des 
X. Korps, die zum Teil in voller Auflösung über den Styr gewichen 
waren, allerdings nicht gesetzt werden. Linsingen rechnete sogar mit 
einer etwaigen Fortsetzung des Rückzuges. Deshalb wurde die Aus¬ 
ladung der nur in zwei- bis dreistündigen Zwischenzeiten eintreffen¬ 
den Reserven nach Perespa zurückverlegt. Es war gedacht, von hier 
aus dann zum Gegenangriff zu schreiten, wenn der Feind dem X. Korps 
und dem Korps Szurmay über den Fluß folgen sollte. 
Entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheit begnügten sich die Russen 
bei Luck tatsächlich nicht mit der Besetzung der eroberten Brückenkopf¬ 
stellung. Teile des VIII. Korps folgten durch Krupy bisan den Styr. Ein 
Regiment der 4. SchD. durcheilte längs der Rownoer Chaussee die nicht 
verteidigte innere Gürtellinie und gewann gegen 9h abends Luck. Die 
dortigen Magazine und Bahnanlagen waren wohl in aller Hast zer¬ 
stört worden, aber zahlreiche Nachzügler fielen den Russen in die 
Hände. Ein Regiment der 2. SchD. überschritt auf einer rasch geschla¬ 
genen Brücke noch während der Nacht bei Zydyczyn — gerade an der 
unbewachten Stelle (S. 399) — den Fluß und faßte bei Kniagininok 
festen Fuß. 
Die russische 8. Armee hatte einen großen Erfolg errungen. Auf 
80 km Front war das ganze Stellungssystem des Gegners durchrissen. 
Seit dem 4. Juni waren nach russischen Angaben 922 Offiziere und 
43.618 Mann als Gefangene eingebracht worden; 66 Geschütze, 150 
Maschinengewehre und 71 Minenwerfer nebst zahlreichem sonstigem 
Kriegsgerät zählte die Beute. Wohl war der Erfolg teuer erkauft wor¬ 
den; auf 33.000 Mann belief sich der blutige Verlust der Armee Ka¬ 
ledin seit dem Beginn der Schlacht. Doch der seelische Aufschwung 
der Truppen berechtigte zu den schönsten Hoffnungen. 
Mit dem Erreichen des Styr, den überschreiten zu können die Rus¬ 
sen mit Recht hoffen durften, trat schon am 7. nachts an die russische 
Führung eine Schicksalsfrage heran: war die weitere Vorrückung gegen 
Kowel oder gegen Lemberg zu richten? 
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