Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Offensive der Russen im Sommer 1916 
Vielschreiberei eingerissen. Die bei den Stäben hiefür aufgewendete 
Zeit wäre besser zur taktischen Schulung der Truppen für den be¬ 
vorstehenden Abwehrkampf zu verwenden gewesen. Denn die Truppe 
hatte zweifellos zu viel gegraben und zu wenig exerziert. 
Am meisten bedrückte es aber die Truppe, daß sie wegen der 
neuen russischen Annäherungstaktik über den voraussichtlichen Kampf¬ 
verlauf nicht im klaren war. Hiebei soll auch nicht verschwiegen werden, 
daß manche Regimenter in der seit Herbst 1915 währenden Kampfpause 
den Glauben an die Nötigung, wieder einen langandauernden Gro߬ 
kampf durchstehen zu müssen, zum Teile eingebüßt hatten. Daß der 
schon seit Monaten währende Stellungsdienst die Truppen, die wegen 
der langen, dünn besetzten Fronten nur selten hatten abgelöst werden 
können, vielfach taktisch ungelenk hatte werden lassen, ist schon ange¬ 
deutet worden (S. 127 ff.). Was hier von der 4. Armee gesagt wird, 
gilt im wesentlichen auch für die anderen Armeen. 
Das Vorverlegen der russischen Gräben, die schon an vielen Stellen 
unser Hindernis erreichten, ließ nun mancherorts berechtigte Zweifel 
laut werden, ob das schräg abzugebende Sperrfeuer, auf das das ganze 
Verteidigungsverfahren aufgebaut war, rasch und wirksam genug ein¬ 
setzen werde, um die feindlichen Stürmer beim Durchmessen des 
täglich kleiner werdenden Vorfeldes niederzuhalten. Es wurde auch 
fraglich, ob die Verteidiger rasch genug aus den Fuchslöchern heraus 
und an die Brustwehr gelangen würden. Jetzt wurde aus der Truppe 
heraus — so bei der 70. HID. — der Ruf nach Vorpositionen laut, 
damit der Feind nicht so rasch an unsere Hauptstellung herankommen 
könne. Dies hätte aber eine Rückverlegung aller in der ersten Linie 
eingebauten Kampfmittel und ein Aufgeben aller im Kampfgraben oder 
unter dem Hochwall befindlichen bombensicheren Fuchslöcher be¬ 
deutet. Auch war der Ausschuß aus der zweiten Linie wegen der vielen 
Gräben und namentlich wegen des knapp hinter der ersten Linie auf¬ 
geworfenen Hochwalles vielfach ungünstig. Eine Reihe von Bedenken 
stellte sich den in zwölfter Stunde geäußerten Änderungsvorschlägen 
entgegen. Dem im Stabe des Erzherzogs Joseph Ferdinand angeregten 
Plane, Vorfeldstellungen durch Zurückwerfen der Russen bis auf das 
östliche Putilowkaufer zu gewinnen, wurde wegen des bei dieser An¬ 
griffsunternehmung voraussichtlich eintretenden großen Munitionsver¬ 
brauches noch nicht nähergetreten. Doch ehe in der Frage der Stellungs¬ 
verbesserung ein Entschluß gefaßt wurde, brach am 4. Juni, just am 
60. Geburtstage des FM. Erzherzog Friedrich der russische Ansturm los.
	        
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