Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Folgen des systematischen Angreifens 
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Feinde in der ersten Bestürzung mehr oder minder freigegebenen Mt. 
Cimone anhielt und wenn ein rechtzeitiges,, erfolgverheißendes Zugrei¬ 
fen gegen den Mt. Pasubio unterblieb. Jedesmal ließ man dadurch, daß 
man vor dem Infanterieangriff möglichst viel Artillerie heranziehen 
wollte, dem Feinde die Zeit, sich zu neuem Widerstande aufzuraffen. 
Daß es zuletzt den um den Mt. Cengio fechtenden Truppen und 
vor allem den Kaiserjägern im Gebiete des Mt. Priaforà doch nicht er¬ 
spart blieb, schwere Blutopfer in zum Teil schon aussichtslosen Kämp¬ 
fen zu bringen, gehörte zu den besonderen Tücken des Schicksals. 
Die italienische Führung war zu Beginn des Feldzuges trotz der 
mehrfachen Verzögerung des ersten Angriffes durch den Ansturm 
des XX. Korps schließlich doch noch überrascht worden. Der vom 
III. Korps geführte Schlag brachte den Feind in womöglich noch grö¬ 
ßere Bestürzung. Cadorna hatte in diesen aufregungsvollen Stunden und 
Tagen schon manche Vorbereitung zum Abbruch seiner Isonzofront 
getroffen. Wie er in seinen Erinnerungen sagt1),, hatte er die bestimmte 
Absicht, den Isonzo in dem Augenblick aufzugeben, da der Gegner 
den Höhenrand über der Ebene gewann. Hätte der Angreifer seinen 
Druck in der Linie Arsiero—Asiago pausenlos fortzusetzen vermocht, 
dann hätte den feindlichen Feldherrn seine übrigens anerkennenswert 
große Fassung möglicherweise schon früher verlassen. Um die Monats¬ 
wende betrachtete Cadorna die Krise wohl zum erheblichsten Teile für 
überwunden und die am l.Juni einlangende Nachricht, daß die Hilfe 
des Zaren nicht vergeblich angerufen worden sei, tat ein Übriges, den 
schon stark gesunkenen Mut der Italiener zu heben. Sie behielten ihre 
dritte Stellung dank den herangeholten Verstärkungen fest in ihrer Hand. 
Das Eingreifen der Russen bei Luck und in Ostgalizien brachte die 
entscheidende Wendung. Man mag sich immerhin fragen, ob die öst.- 
ung. Offensive nicht schon vor der Krise im Nordosten oder doch un¬ 
abhängig von ihr „kulminiert" hatte. Jedenfalls war nun, da man früher 
oder später ans Anhalten denken mußte, jeder weitere Schritt, den die 
11. und die 3. Armee noch nach Süden taten, nicht zu rechtfertigen. Es 
ist sogar fraglich, ob in diesem Augenblicke selbst das Gewinnen des 
Höhenrandes den Feind noch zum Verlassen seiner Isonzostellungen ge¬ 
nötigt hätte. Gewisse Ideengänge Cadornas über eine Manöverschlacht 
in der Ebene sprechen dagegen. Dafür hätte aber die öst.-ung. Aufstel¬ 
lung eine kräftefordernde, für die Abwehr ungünstige Linienführung 
erhalten, deren Behauptung auch wegen der schwierigen Nachschubsver- 
1) Cadorna, La guerra, I, 230. 
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