340
Die Frühjahrsoffensive 1916 gegen Italien
führer ein Zusammenfassen der Kraft, insbesonders der Artillerie,
an den inneren Armeeflügeln. Alle abseits der großen Kampfhandlun¬
gen geführten, zwecklosen Unternehmungen, „wiederholtes Vorjagen
der Infanterie gegen noch nicht niedergekämpfte Stellungen, Patrouil¬
lenangriffe" und so weiter, seien radikal einzustellen. In diesetn Sinne
habe das Heeresgruppenkmdo. „mit den schärfsten Mitteln" einzugrei¬
fen und zu melden, „von wieviel Batterien jeden Kalibers der in diesem
Befehle geforderte einheitliche 'Angriff vorbereitet und von welchen
Kräften er durchgeführt" werde.
Dieser Befehl rief in Bozen einige Befremdung hervor. Erzherzog
Eugen antwortete sogleich, er sei der Ansicht, daß es nicht zweckmäßig
wäre, den schon begonnenen Angriff der 3. Armee äuf der Hochfläche
von Asiago einzustellen und erst gleichzeitig mit dem Angriffe der
11. Armee weiterzuführen. Die räumliche Entfernung der Angriffsräume
beider Armeen — Novegnoplatte einerseits, Hochfläche von Asiago
anderseits — lasse die volle Gleichzeitigkeit der zwei Angriffe von ge¬
ringerem Werte erscheinen. Gerade wenn die 3. Armee noch vor dem
Beginn des Angriffes der 11. einen Raumgewinn erziele, werde es ihr
möglich sein, das Vorwärtskommen der 11. besser zu unterstützen.
Diese Antwort ergänzte der Chef der Operationsabteilung des Hee-
resgruppenkmdos., Obst. Freih. v. Salis-Samaden, im Auftrage des
Generalstabschefs FML. Krauss am 8. Juni vormittags in einem Fern¬
gespräch mit der Heeresleitung. Er führte aus, daß das Heeresgruppen¬
kmdo. keinen Anlaß habe, im Interesse einer gründlichen Vorbereitung
gegen etwaige übereilte Schritte einzugreifen. Die Vorbedingungen für
das Zusammenhalten der Kraft innerhalb jeder Armee seien geschaffen.
Eine Vereinigung der Artilleriewirkung innerhalb der Heeresgruppe
sei jedoch in der augenblicklichen Lage ausgeschlossen. Sie würde
eine äußerst mühsame, eine lange Reihe von Tagen erfordernde Um¬
gruppierung benötigen. Zu dieser äußersten Maßnahme würde das
Heeresgruppenkmdo. nur schreiten, wenn es sich erweisen sollte, daß
keine der beiden Armeen imstande sei, vorwärts zu kommen. Vor¬
läufig läge kein Grund zu dieser Annahme vor. Auch die völlige Ein¬
stellung aller abseits der großen Kampfhandlung gelegenen Unterneh¬
mungen halte das Heeresgruppenkmdo. nicht für wünschenswert. Eine
gänzliche Untätigkeit der Flügelkorps, die jetzt starke Kräfte bänden,
würde den Feind dazu ermuntern, sich gegen die Mitte zu verdichten.
Obstlt. Schneller, der im Auftrage des Chefs des Generalstabes sprach,
erwiderte, aus der angeführten Mitteilung könne „in der jetzigen ern-