338
Die Frühjahrsoffensive 1916 gegen Italien
holter, stets von Artillerie vorbereiteter Stürme nicht durchdringen.
Wieder zeigte sich, daß die Artillerie in den Wald hinein nicht die ge¬
wünschte Wirkung erzielte und daher die stürmende Infanterie un¬
erwartet auf unerschütterten Feind in unversehrten Stellungen stieß.
Nachmittags gab es bei den auf den Kaberlabahange stehenden Teilen
der 55. IBrig. eine kritische Stunde, als der Feind zu einem heftigen
Gegenangriffe vorbrach, der jedoch abgewehrt werden konnte.
Am 8. schritt auch die 22. SchD., die ihren linken Flügel im An¬
schlüsse an die 6. ID. bis an die Mielaschlucht ostwärts vorgeschoben
hatte, zum Angriff gegen die feindlichen Schanzen auf dem Mt. Sisemol
und bei Stenfle. Die 18. IBrig. erstürmte die Höhen bei Stenfle, kam
aber vor der feindlichen Hauptstellung Xaibena—Mt. di Val Bella
zum stehen. Die Gruppe Obstlt. Köbe, bestehend aus den drei Feld-
jägerbataillonen der 12. IBrig., eroberte im schneidigen Angriff den
Mt. Sisemol, wobei sie über 1000 Gefangene einbrachte. Das IR. 17
dieser Brigade kam nahe an Bertigo heran und reichte bei Pennar dem
F JB. 11 der 28. ID. die Hand.
Gleichwohl hatten die Kämpfe der letzten Tage gelehrt, daß zu
einem durchschlagenden Erfolge, wegen der hiezu unerläßlichen Ver¬
einigung stärkster Artillerie Wirkung, nur immer ein Teil der feindlichen
Front angegriffen werden könne. So wurden die Angriffe zunächst ein¬
gestellt. Die Blicke des Armeekommandos wandten sich dem Westflügel
zu, wo die zu überwindende Waldzone am schmälsten war.
Dort hatten sich die Truppen der Gruppe Obst. Majewski auf den
Nordwesthängen der Val Canaglia eine wohlverdiente Atempause gön¬
nen dürfen. Nur auf dem Mt. Lemerle suchte der Feind immer wieder,
die in so bedrohlicher Nähe vor seiner Stellung festgesetzten Bataillone
der 34. ID. zurückzuwerfen. Aber auch für diese war die Lage doch
allzusehr Wechselfällen ausgesetzt, weshalb die Division daran schritt,
die Lemerlehöhe durch einen Handstreich ganz in ihren Besitz zu brin¬
gen. In der Nacht zum 10. wurden Gebirgskanonen, Minenwerfer und
Infanteriegeschütze in und knapp hinter der Gefechtslinie in Stellung
gebracht. Nach einem, viertelstündigen, moralisch überaus wirksamen
Feuerüberfall stürmten zeitlich früh Teile des SchR. 20 die feindliche
Stellung und über die Höhe auf deren Südhang vor; Kompagnien des
IR, 101 schlössen sich ihnen an. Binnen einer knappen halben Stunde
war der heiß umstrittene Mt. Lemerle den Stürmenden in die Hände
gefallen. Ein Gegenangriff, der vormittags schon eine gefährliche Wen¬
dung anzunehmen drohte, wurde durch Einsatz der 101er abgewehrt.