Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Neujahrsschlacht 1916 gegen die Russen 
ganzen Vierbundes viel schwerer wiegenden Entschluß gefaßt. Sein Blick 
hatte sich längst vom Balkan und von Italien weg nach dem Westen ge¬ 
wendet, wobei ihm allerdings nicht ein Vernichtungsschlag im Sinne der 
großen Lehren der Kriegsgeschichte vorschwebte, sondern die von des 
Gedankens Blässe angekränkelte Hoffnung, die feindliche Widerstands¬ 
kraft irgendwie „zermürben" zu können. Zu einem solchen Zermürbungs- 
kampf wähnte er die Franzosen durch einen Angriff gegen ihre Aus¬ 
fallspforte Verdun herauszufordern. Erinnert man sich noch, daß im 
öst.-ung. Hauptquartier schon im Juli 1915 die Möglichkeit gestreift 
worden war, den Strauß gegen Italien gegebenenfalls auch ohne Mit¬ 
wirkung des Verbündeten zu wagen, so zeichnete sich damit schon um 
die Jahreswende 1915/16, mochte auch Österreich-Ungarn noch keine 
bindenden Entschlüsse gefaßt haben, das wenig günstige Bild ab, das die 
Kriegführung der Mittelmächte in der nächsten Zukunft bieten mußte. 
Hatte im Jahre 1915 gemeinsames Handeln den beiden Kaisermächten 
gewaltige Erfolge gebracht, so bargen die zu getrenntem Vorgehen füh¬ 
renden Absichten für 1916 den Keim des Mißerfolges in sich, wobei 
noch zu bedenken ist, daß der über die stärkeren Mittel verfügende Heer¬ 
führer, Gdl. Falkenhayn, den Möglichkeiten einer Kriegsentscheidung 
auf dem Schlachtfelde überhaupt mit bangen Zweifeln gegenüberstand. 
Entgegen den Führern der Mittelmächte hatten sich die der Entente 
bei ihren Beratungen im Dezember 1915 im Grundsätzlichen willig dem 
Gebote der Stunde unterworfen. Was sie bisher vergeblich versucht 
hatten: einen gemeinsamen Angriff aller wider den Festungswall des 
Gegners — das sollte und mußte endlich im Jahre 1916 zur Tat werden! 
Erheblich schwerer wurde es den Teilnehmern des Kriegsrates von 
Chantilly, sich über die Frist zu einigen, zu der der gewaltige Sturm 
losbrechen sollte. Die Kämpfe des Jahres 1915 hatten am Marke aller 
Alliierten gezehrt. Es mochte, so sehr man in jeglichem Belange aus dem 
Vollen schöpfen konnte, wohl noch geraume Zeit verstreichen, ehe man 
ein entsprechendes erfolgverheißendes Machtaufgebot an Mann und Ma¬ 
terial zur Stelle gebracht hatte. Man beschied sich schließlich, den Ge¬ 
neralangriff für den Monat März in Aussicht zu nehmen. Aber kaum 
einer der Konferenzteilnehmer mochte ernsthaft daran geglaubt haben, 
sein Versprechen erfüllen zu können. 
Mit diesem durch die Not aufgezwungenen Aufschub war aller¬ 
dings eine große Gefahr verbunden. Der Gegner konnte mit seinem 
Schwerte in die Maschen des Netzes fahren, noch ehe es über seinem 
Haupte zugezogen war. Dies zu verhindern, dazu wurde bemerkens-
	        
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