Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Alexejews Plan zum Angriff beim Naroczsee 
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frost die Straßen und Wege benützbar, sowie das Gelände für Truppen 
betretbar machte. 
Mit diesem Entschlüsse eilte Alexejew den Plänen der militärischen 
Führer der beiden Westmächte voraus. Denn diese, die Generale Joffre 
und Haig, hatten sich am 14. Februar 1916 geeinigt, die Franzosen und die 
Engländer, falls früher kein deutscher Angriff erfolgen und der Entente 
die Initiattive überlassen bleiben sollte, am 1. Juli beiderseits der Somme 
angreifen zu lassen1). Die Offensive der Russen sollte um zwei Wochen 
vorangehen. Diese Fristen wurden deshalb so spät angesetzt, weil man 
in Chantilly annahm, daß die Russen bei der Rückständigkeit ihrer 
Rüstungen nicht früher zu einer großen Offensive befähigt sein würden. 
Doch unbekümmert um diesen Konferenzbeschluß schritt Alexejew 
an die Vorbereitung seiner Winteroffensive. Der am 21. Februar ein¬ 
setzende Angriff der Deutschen gegen Verdun mochte ihn in seinem 
Vorhaben noch bestärkt haben. Er berief daher für den 27. Februar die 
Kommandanten der drei Fronten, ihre Stabschefs und den dem Staatsrat 
angehörenden Gen. Plehwe nach Mohilew zu einer Besprechung2). In 
dieser ging er von dem zur Zeit bestehenden Stärkeverhältnis aus. Zwi¬ 
schen dem Pripiatj und Riga wurden gegenüber den 900.000 russischen 
Gewehren 495.000 deutsche angenommen, was einer Überlegenheit von 
400.000 Streitern gleichzuhalten war3). Südlich der großen Sumpf zone 
hielten sich nach russischer Berechnung die russischen und die öst.-ung. 
Streitkräfte mit ungefähr je einer halben Million Gewehren die Waage. 
Da auf die so dringend nötige Auffüllung des Kriegsgerätes wegen der 
den Zuschub hemmenden Vereisung der Nordhäfen in kurzer Frist nicht 
zu rechnen war4), ging Alexejews Plan nun dahin, die Überlegenheit von 
400.000 Mann auszunützen und mit den inneren Flügeln der Nord- und 
der Westfront aus dem Räume zwischen Naroczsee und Widsy über 
Swenzjany gegen Wilkomir durchzubrechen. War diesem Unternehmen 
Erfolg beschieden, dann sollte sich die Südwestfront über Luck—Kowel 
dem Angriff anschließen. 
Unterdessen hatte ein reger Meinungsaustausch zwischen Mohilew 
und Chantilly stattgefunden. Die Generalstäbe der Westmächte hielten 
Angriffe der Zentralstaaten gegen Italien oder auf dem Balkan nicht für 
ausschlaggebend; eher besorgten sie eine neue Offensive gegen Rußland, 
1) Kühl, Weltkrieg, I, 384. 
2) Zajontschkowski, VI. Teil, 10. 
3) Klembowski, V. Teil, Beilage 5. 
4) Oehmichen, Essai sur la doctrine de guerre des coalitions (Paris 1927).
	        
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