Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Verteidigungslinien der Italiener 
147 
Die Karnische Gruppe hatte die ihr gegenüberstehenden Kräfte 
bloß festzuhalten, sonst aber jegliches Unternehmen zu unterlassen. 
Bis zum Frühjahr 1916 wollte Cadorna die Masse der italienischen 
Streitkräfte, soweit sie nicht unbedingt an den andern Fronten festgelegt 
waren, nach gründlicher Auffüllung, Erholung und Ausbildung am Isonzo 
zusammenziehen und, verstärkt durch die während der Wintermonate 
aufgestellten neuen Heereskörper, den Angriff im Sinne des im Dezem¬ 
ber 1915 zu Chantilly abgehaltenen Kriegsrates (Bd. III, S. 582ff.) mög¬ 
lichst gleichzeitig mit der Generaloffensive der Ententeheere an den 
übrigen Fronten beginnen. 
Tatsächlich aber hatte die italienische Heeresleitung, gezwungen 
durch die vollständige Erschöpfung ihrer Truppen, zunächst doch auf 
die Freiheit des Handelns verzichten müssen und beschränkte sich von 
Mitte Dezember bis Anfang März auf die reine Abwehr. Außerdem 
war es auch die damals gewiß noch ganz unbegründete Sorge wegen an¬ 
geblicher Truppenansammlungen des Gegners am Isonzo und eines be¬ 
fürchteten, baldigen Angriffs öst.-ung. und deutscher Kräfte aus Tirol1), 
die der italienischen Führung Anlaß gab, in die Verteidigung zu fallen. 
Ja es stiegen im italienischen Hauptquartier sogar in der ersten Dezem¬ 
berhälfte ernste Bedenken auf, ob die Truppen in den erreichten Kampf¬ 
stellungen am Isonzo überhaupt einem öst.-ung. Angriff verläßlich stand¬ 
halten würden. Deshalb forderte Cadorna jetzt sehr entschieden den 
beschleunigten Ausbau aller Stellungen in und hinter demTruppenbereiche, 
vor allem den der „Hauptverteidigungslinie". Diese Kampfanlage, deren 
Ausbau schon zu Beginn des Krieges beschlossen worden war, sollte als 
Rückhalt- und Aufnahmstellung im Falle eines überlegenen feindlichen 
Angriffes dienen. Sie lag auf dem Hauptkamme der den Isonzo beglei¬ 
tenden Höhen des Mt. Matajur, des Kolovratrückens und der Korada, 
überquerte dann etwa fünf Kilometer westlich vom Görzer Brückenkopf 
das Hügelland des Coglio auf den Höhen von S. Martino—Bigliana— 
Medana und Spessa und verlief längs des Westufers der Versa, des 
Torre und des Isonzo bis an die Küste. 
Gestützt auf die im Ausbau vorgeschrittenen Abwehranlagen des 
Truppenbereiches, auf die eben erwähnte, aus zwei, stellenweise aus 
mehreren Linien bestehende Hauptverteidigungsanlage und auf vier wei¬ 
tere bis ans Westufer des Tagliamento zurückliegende Stellungen2), 
*) Cadorna, La guerra, I, 157. 
2) Das 50 bis 60 Kilometer tiefe Gebiet zwischen der Front und dem Tagliamento 
war in eine befestigte Zone verwandelt worden. Von den drei vorderen Stellungen 
10*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.