Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

138 Österreich-Ungarns Heer vom Karpathenwinter bis ¿um Frühjahr 1916 
Die Kraftprobe, auf die Reich und Heer im Frühjahr 1915 zurück¬ 
blicken konnten, wirkte selbstverständlich am stärksten auf die führen¬ 
den Völker des Reiches. Es wurde zu einem geschichtlichem Symbol, daß 
die letzte Truppe, die der greise Kaiser Franz Joseph vor seinem Heim¬ 
gang an sich vorüberziehen ließ, ein Tiroler Jägerregiment gewesen ist1). 
Die deutschen Regimenter hatten nicht eine Stunde lang aufgehört, sich 
als Garde des um Sein und Nichtsein ringenden Reiches zu fühlen, und sie 
hatten nur den einen Wunsch, nun auch gegenüber dem neuen Feind an 
der Verteidigung heimatlichen Bodens unmittelbar mitwirken zu dürfen 
— ein Wunsch, der den meisten unter ihnen spätestens im Frühjahr 1916 
erfüllt werden sollte. Nicht minder gehobenen Sinnes hatten die Magya¬ 
ren das Zurückweichen der Russen von den Karpathen miterlebt, und mit 
begreiflichem Stolz wurden ihre Führer, an der Spitze Stephan Graf 
Tisza, nimmer müde, den Ruhm ihrer Truppen mit dem Schwung des na¬ 
tionalen Temperaments in aller Welt zu verkünden, wobei freilich auch 
immer wieder eine Forderung durchklang, die die anderen Reichsgenos¬ 
sen nachdenklich stimmen mußte: das heiße Begehren nach einem wei¬ 
teren Ausbau des ungarischen „Nationalstaates" und insonderheit der 
„Nationalarmee". 
Unerschütterlich standen nach wie vor auch die Kroaten, die Slo¬ 
wenen und die Slowaken zum Reich. Aber auch die im Feldgrau steckenden 
Söhne anderer slawischer Stämme vermochten sich dem allgemeinen See¬ 
lenaufschwung keineswegs ganz zu entziehen. Stellte der Politiker in der 
Heimat unter dem Eindruck der neuen Bestandsprobe des Reiches sein 
oppositionelles Denken doch mindestens erheblich zurück, so mußte es 
dem Volksgenossen an der Front schon gar unmöglich sein, gegenüber, 
dem nach dem schweren Karpathenwinter so stark wiedererwachten Le¬ 
benswillen des Heeres unempfindlich zu bleiben; wobei noch bei den Süd¬ 
slawen, wie schon berührt, die unmittelbare Bedrohung durch den wel¬ 
schen Erbfeind, bei den Polen die Befreiung ihres Landes von den Russen, 
bei den Ruthenen die Wiedergewinnung großer Teile der Heimat mehr 
oder minder starke Impulse boten. 
Zwar fand namentlich die k. u. k. 4. Armee in den ersten Wochen der 
„Gorlice-Offensive" noch mancherlei Anlaß, über die geringe Wider¬ 
standsfähigkeit slawischer Truppenteile Klage zu führen (Bd. II, S. 429), 
und das Jungbunzlauer IR. 36 mußte sogar, wie zwei Monate zuvor die 
28er aus Prag, aus den Listen der Wehrmacht gestrichen werden. Aber 
*) Das 1. KJR. unter Obst. v. S o ó s im Schönbrunner Park auf der Durchreise 
von Rußland auf den italienischen Kriegsschauplatz.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.