Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Leben und Treiben in den Ruhestellungen 
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dienstes wechselten mit dem Aufenthalt in Reservestellungen. Unter ge¬ 
schickten Händen wuchsen zahlreiche Waldlager, ganze Blockhäuserkolo¬ 
nien aus dem Boden, von Gartenanlagen umgebene kleine „Villen", die 
mit dürftigem, aus zerschossenen Dörfern zusammengetragenem Hausrat 
wohnlich gemacht wurden. Bald hatten Ansiedlungen, Wege und bedeut¬ 
same Punkte in der Landschaft ihre besonderen Namen, die meist an 
heimatliche Bezeichnungen oder an die Namen beliebter Führer anknüpf¬ 
ten. Feldpost, „Liebesgaben" und die nun gleichfalls in Übung gekom¬ 
menen kurzen Urlaube stellten den Kontakt mit einer Welt her, in die 
man noch lange nicht dauernd zurückkehren sollte. Gute und wenigstens 
zeitweise reichlichere Verpflegung entschädigte jetzt für so manche Ent¬ 
behrung der verflossenen Monate; noch höher wog es, wenn ein erbeutetes 
Huhn oder Wild Gelegenheit gab, die eigenen Kochkünste an solcher Zu¬ 
buße zu entfalten. 
Aus wärme durchfluteten Blockhäusern klangen dann wohl auch hei¬ 
mische Lieder in die dunkle Nacht. Manch ein poetischer Erguß brachte 
ebenso urwüchsigen Volks- und Soldatenhumor wie gemütvolles Empfin¬ 
den zum Ausdruck. Und am Tage des Herrn standen in den vom glitzern¬ 
den Rauhreif überhangenen Wäldern Hunderte von erlebnisgereiften 
Männern um einen einfachen Feldaltar, neigten in Demut ihr Haupt vor 
dem Walter des Geschicks und gedachten der vielen guten Kameraden, 
die die Kugel schon von ihrer Seite gerafft hatte, sowie des Friedens, den 
sie sich wohl erst noch erkämpfen müßten. 
Die Kampfweise auf dem italienischen Kriegs¬ 
schauplatze 
Aus der besonderen Lage an der Südwestfront entwickelte sich eine 
Kampf weise nach eigenen Gesetzen. Von Haus aus war ihr — im großen 
betrachtet — die Aufgabe striktester Verteidigung zwingend vorgeschrie¬ 
ben (Bd. III, S. 8, 347). Da selbst zu einzelnen begrenzten Entlastungs¬ 
stößen die Kräfte fehlten (Bd. III, S.347f.), blieb auch darin keine 
Wahl, wie die Abwehr geführt werden solle. Die politischen Ziele des 
Feindes: Görz, Triest, Trient lagen in unmittelbarer Nähe der Kampf¬ 
linien oder hart an der Grenze des Wirkungsbereiches der feindlichen 
Geschütze. Unter diesen Umständen war das Festhalten von jedem Fu߬ 
breit Boden mit hartem Willen dringendes Gebot. 
Bei den völlig unzureichenden Mitteln gegenüber einem zahlen¬ 
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