Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

108 Österreich-Ungarns Heer vom Karpathenwinter bis zum Frühjahr 1916 
waren Verpflegskrisen wie jene bei der 4. Armee im Dezember 1915 sel¬ 
tene Ausnahmen. Und selbst in diesem Falle litt weniger die Ernährung 
der Kämpfer als die der Pferde. Die Tiere kamen dann bald bedenklich 
von Kräften; viele gingen zugrunde. War das vorläufig noch eine nach Ort 
und Zeit begrenzte Erscheinung, so bot sie doch Anlaß zu berechtigter 
Besorgnis. Denn viele Pferde waren schon den Strapazen der Einleitungs¬ 
kämpfe im Herbst 1914 sowie besonders des Karpathenwinters zum Opfer 
gefallen. Bis zur Jahreswende 1915/16 betrug der Abgang etwa 320.000 
Pferde. Während der Bedarf der Heeresverwaltung ständig wuchs, nahm 
die Gesamtzahl der in der Monarchie vorhandenen Pferde sichtlich ab1). 
Um so entschiedener mußte man sich dem Ausbau des Kraftfahrwesens zu¬ 
wenden. Schon war aus der unbedeutenden Improvisation von 58 Auto¬ 
trainkolonnen der ersten Kriegszeit eine neue „Autotruppe" geworden, 
die anfangs Mai 1916, abgesehen von zahlreichen Speziai- und Personen¬ 
fahrzeugen, 227 Autokolonnen umfaßte. 
Der Sanitätsdienst hatte durch umsichtige Maßnahmen nicht nur die 
große Choleragefahr im Winter 1914/15 völlig überwunden, sondern auch 
die Wiederkehr solcher Schrecken zu verhindern gewußt2). Daß trotz 
aller Vorbeugungsmittel, unter denen die Impfungen gegen Cholera und 
Typhus die erste Stelle einnahmen, Erkrankungen an Typhus und Ruhr 
nicht ausblieben, manchmal selbst größeren Umfang annehmen konnten, 
war bei den wechselvollen klimatischen Verhältnissen, unter denen sich 
das Leben der Kämpfer abspielte, nicht zu vermeiden. Leider fehlte es 
noch an Anstalten, um die Läuseplage zu bekämpfen, die besonders den 
Typhus zu verbreiten half. Kriegsseuchen größeren Umfanges konnten 
jedoch dauernd abgewehrt werden. 
In großzügiger Weise waren die Einrichtungen für die Aufnahme der 
Verwundeten und Kranken sowie für ihren Abtransport in die Heimat 
ausgestaltet und verbessert, die Spitäler im Armeebereiche vermehrt, 
1) Nach einem im Kriegsarchiv erliegenden Manuskript des Staatsarchivars Major 
a. D. Dr. S t ö 11 e r, Österreich-Ungarns Pferdeverbrauch im Weltkriege, betrug der 
Stand an Pferden in militärischer Verwendung in Feld und Heimat bei Kriegsbeginn 
704.000, Ende 1915 944.000. Eine Pferdezählung im Jahre 1915 ergab, daß die Zahl 
der Pferde in der Monarchie von 3,900.000 vor dem Kriege auf 2,100.000 zurück¬ 
gegangen war. Wenn diese große Differenz auch zum Teil darin ihre Erklärung findet, 
daß sich pferdereiche Gebiete zur Zeit der Zählung in Feindesgewalt befanden und 
daher nicht erfaßt werden konnten, so war doch der Rückgang des gesamten Pferde¬ 
bestandes unverkennbar. 
2) Im August 1915 waren in Ostgalizien bei den IR. 27 und 42 vereinzelte Cholera¬ 
fälle aufgetreten; die Ausbreitung der Seuche konnte jedoch hintangehalten werden.
	        
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