Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

100 Österreich-Ungarns Heer vom Karpathenwinter bis zum Frühjahr 1916 
triebe vergrößert wurde. Aber die nur wenig leistungsfähigen Unter¬ 
nehmungen befriedigten dann auch wieder nicht. Unter allen diesen 
Umständen ist es nicht zu verwundern, daß die Bemühungen, gleich¬ 
zeitig mit dem Ausbau der Artillerie auch mehr Munition für sie zu 
erzeugen, nur mühsam erkämpfte Erfolge brachten, und daß die schon 
geschilderte Munitionsnot (Bd. II, S. 18) noch lange anhielt. Der be¬ 
engende Zwang, oft mehr mit Munition sparen zu müssen, als für die 
Unterstützung der hart kämpfenden Infanterie gut war, schwand das 
ganze Jahr 1915 hindurch nicht. Noch im Juli mußte z. B. bei der 
7. Armee der Angriff einer größeren Kampfgruppe eingestellt werden, 
weil es an Geschossen fehlte. 
Freilich, im Vergleich zu der katastrophalen Lage um die Jahres¬ 
wende 1914/15 hatte sich vieles gebessert. Von den militärischen Stellen 
unablässig angeeifert, steigerte die Industrie ihre Produktion sichtlich 
von Woche zu Woche. Erzeugte sie zu Anfang des Krieges in jeder 
Woche noch etwa 55.000, im Dezember 1914 schon über 100.000 Artil¬ 
leriegeschosse, so vermochte sie jetzt bald durchschnittlich 200.000 bis 
250.000, eine Zeitlang sogar 300.000 Geschosse wöchentlich zu liefern. 
Das war eine gewaltige, höchst anerkennenswerte Leistung, entsprach 
aber trotz allem nicht dem Bedarf. Hoben doch die Forderungen der 
Südwestfront die kaum gewonnene Erleichterung alsbald wieder auf. 
Überdies mußten ja auch erst beträchtliche Munitionsmengen für die 
neuen Geschütztypen angesammelt werden, bevor man diese in die 
Front stellen konnte. Daß dabei auch die Zahl der Geschoßgattungen 
wuchs, wurde zu einer weiteren Schwierigkeit, die auch sonst nicht wenig 
zu schaffen machte. Erforderte doch beispielsweise die Tiroler Front 
Vorsorge für nicht weniger als 45 Geschoßgattungen. Insgesamt waren 
an die 100 verschiedenen Munitionssorten zu erzeugen. 
So mußte man sich denn zufrieden geben, wenn seit der zweiten 
Hälfte 1915 für jedes Gewehr etwa 200, für jedes Feld- und Gebirgs- 
geschütz 200 bis 300 Schuß im Bereiche der Armeen vorhanden waren, 
und die Heeresleitung noch über eine kleine Reserve verfügte. Im Norden 
erlaubten übrigens die winterliche Kampfruhe und der Sparsinn der 
Truppe, diesen Stand bis zum Frühjahr 1916 noch erheblich zu ver¬ 
bessern; auch kennzeichnete es die zunehmende Besserung der Lage, 
daß man beispielsweise die in Tirol stehende 11. Armee zur beabsichtigten 
Offensive für jede Feldkanone mit 2160, für die Feldhaubitzen und die 
15 cm-Haubitzen mit rund 600 und die Gebirgsgeschütze mit 1000 bis 
1400 Schuß auszustatten vermochte.
	        
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