Volltext: Die Ereignisse von Jänner bis Ende Juli 4 : Das Kriegsjahr 1916 1 [Textbd.] (4 : Das Kriegsjahr 1916 ; 1 ; [Textbd.] ;)

82 
Die Eroberung von Montenegro und von Nordalbanien 
politischen Auseinandersetzungen mit Bulgarien, die noch zu streifen 
sein werden. Außerdem ist es doch nicht ausgeschlossen, daß auch 
Conrad allmählich an der Ausführbarkeit des an sich gewiß bedeut¬ 
samen Gedankens zu zweifeln begann. War es doch kaum zu verkennen, 
daß jeder bescheidene Fortschritt, den die Verbündeten bei ihren An- 
griffsvorbereitungen erzielten, durch die Abwehrmaßnahmen des Feindes 
ungesäumt überholt wurde. So begnügte sich das Teschener Haupt¬ 
quartier von der Jahreswende an, die Meldungen zur Kenntnis zu 
nehmen, die von ihren Verbindungsoffizieren beim GFM. Mackensen 
und bei den Bulgaren kamen. Irgendein Versuch, die Entschlüsse der 
zwei Verbündeten zu beeinflussen — eine Mitwirkung des dritten, der 
Türken stellte Conrad nicht hoch in Rechnung — ist in den Akten 
nicht wahrzunehmen. 
Im Einzelnen auf die Frage einzugehen, ob ein Angriff der Ver¬ 
bündeten auf Saloniki je Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, fiele aus dem 
Rahmen dieser nur den Ereignissen an den öst.-ung. Fronten zugewand¬ 
ten Darstellung1). Die Geschichte ist die Probe aufs Exempel schuldig 
geblieben und sie hat damit auch andere Fragen unbeantwortet ge¬ 
lassen, so die, wie sich das Geschick der vornehmlich doch auf die 
Zufuhr vom Meere angewiesenen Griechen politisch und wirtschaftlich 
weiterhin gestaltet hätte. Militärischer Erfolg hätte wohl am ehesten 
gewinkt, wenn man die Bulgaren zu Anfang Dezember den schwachen 
Divisionen Sarrails hätte nachstoßen lassen. Daß Falkenhayn dies aus 
Rücksicht auf Griechenland untersagte, veranlaßte den französischen 
Schriftsteller de Civrieux zu dem scharfen Urteil2) : ,,In dem unbegreif¬ 
lichen Entschlüsse, eine siegreiche Armee an einer Linie halten zu lassen, 
hinter der sich der geschlagene Feind wieder kampfbereit aufstellen 
konnte, lag der Keim zu dem Zusammenbruch der bulgarischen Front 
im September 1918" 3). 
Ob man nun ein Versäumnis zu erblicken hat oder nicht — es ge¬ 
hört jedenfalls zur Tragik der Mittelmächte, daß auch hier, wie im 
Herbst zuvor in Rußland, der Degen gesenkt wurde oder gesenkt 
werden mußte, ehe strategisch ganze Arbeit geleistet worden war. 
x) Vgl. Foerster, Graf Schlieffen und der Weltkrieg (2. Aufl., Berlin 1925), 
185; Kühl, Der Weltkrieg 1914/18 (Berlin 1929), 294. 
2) Kühl, Der Weltkrieg im Urteil unserer Feinde (Berlin 1922), 25f. 
8) Vgl. auch Bd. III, S. 569.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.