Kreuzerfahrten öst.-ung. Kriegsschiffe
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Besatzung eines aufgefahrenen französischen Unterseebootes in Ge¬
fangenschaft fiel. Ein nachts darauf von zwei öst.-ung. Kreuzern und
einigen Torpedobooten in die Otrantostraße unternommener Vorstoß
blieb ergebnislos. Auf der Rückfahrt wurden vor Durazzo einige Segler
vernichtet1).
Die Kreuzerfahrten der öst.-ung. Kriegsschiffe nötigten die Fran¬
zosen, die für die Serben nach den nordalbanischen Häfen bestimmten
Verpflegstransporte einzustellen. Jetzt stieg bei den Serben die Not aufs
höchste. Dazu erfuhr ihre Heeresleitung, daß ihren vollkommen er¬
schöpften Truppen noch der Marsch nach Valona oder gar nach Santi
Quaranta zugemutet werde, weil man die Einschiffung in S. Giovanni di
Medua und in Durazzo für zu gefährlich hielt. Um dieses neue Un¬
gemach abzuwenden, richtete der serbische Thronfolger am 16. eine
flehentliche Bitte an den Zaren, den Resten seines Heeres die Über-
schiffung von S.Giovanni di Medua nach Saloniki zu erwirken2). Einen
Teil wollte er allerdings auch dann in Nordalbanien belassen, um die
Montenegriner — falls sie angegriffen werden sollten — zu stützen und
solcherart von einem Sonderfrieden abzuhalten.
Am 15. Dezember nahm die italienische Flotte die Verpflegstrans¬
porte wieder auf, und die Serben rückten langsam näher zur Küste heran.
Mittlerweile war auch die Überschiffung des italienischen Expeditions¬
korps nach Valona vollzogen. Sein Führer, der Gen. Bertotti, war aber
zur Überraschung Cadornas dem Kriegsminister unterstellt worden3).
Dadurch sollte offenbar Cadornas Einfluß auf die von ihm als überflüssig
erachtete Operation in Albanien ausgeschaltet werden. Da die Serben
noch immer einen Fußmarsch nach Valona verweigerten, wurde jetzt der
Schiffstransport dorthin in Erwägung gezogen. Doch die italienische
Flottenleitung lehnte dies ebenso ab wie die erbetenen Zuschübe italieni¬
scher Truppen nach Durazzo, die schon dringend nötig waren, weil sich
der Druck der Bulgaren im oberen Skumbitale verstärkte und man nicht
zu Unrecht besorgte, daß das Serbenheer durch einen bulgarischen Vor¬
stoß über Elbasan entzweigeschnitten werden könnte.
Jetzt erhob Italien plötzlich Einwände gegen die Verschiebung
starker serbischer Heeresteile nach Valona und forderte ihr Verbleiben
nördlich des Skumbi; es erklärte, eine Verseuchung der Stadt durch die
Serben zu befürchten. Nun mußte auch die Südgruppe der Serben, die
!) Kriegsarchiv (Marinearchiv), Österreich-Ungarns Seekrieg 1914—1.918,246.
2) Serb. Gstb.W., XIII, 320.
3) Cadorna, Altre pagine, 129.
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