Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Kreuzerfahrten öst.-ung. Kriegsschiffe 
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Besatzung eines aufgefahrenen französischen Unterseebootes in Ge¬ 
fangenschaft fiel. Ein nachts darauf von zwei öst.-ung. Kreuzern und 
einigen Torpedobooten in die Otrantostraße unternommener Vorstoß 
blieb ergebnislos. Auf der Rückfahrt wurden vor Durazzo einige Segler 
vernichtet1). 
Die Kreuzerfahrten der öst.-ung. Kriegsschiffe nötigten die Fran¬ 
zosen, die für die Serben nach den nordalbanischen Häfen bestimmten 
Verpflegstransporte einzustellen. Jetzt stieg bei den Serben die Not aufs 
höchste. Dazu erfuhr ihre Heeresleitung, daß ihren vollkommen er¬ 
schöpften Truppen noch der Marsch nach Valona oder gar nach Santi 
Quaranta zugemutet werde, weil man die Einschiffung in S. Giovanni di 
Medua und in Durazzo für zu gefährlich hielt. Um dieses neue Un¬ 
gemach abzuwenden, richtete der serbische Thronfolger am 16. eine 
flehentliche Bitte an den Zaren, den Resten seines Heeres die Über- 
schiffung von S.Giovanni di Medua nach Saloniki zu erwirken2). Einen 
Teil wollte er allerdings auch dann in Nordalbanien belassen, um die 
Montenegriner — falls sie angegriffen werden sollten — zu stützen und 
solcherart von einem Sonderfrieden abzuhalten. 
Am 15. Dezember nahm die italienische Flotte die Verpflegstrans¬ 
porte wieder auf, und die Serben rückten langsam näher zur Küste heran. 
Mittlerweile war auch die Überschiffung des italienischen Expeditions¬ 
korps nach Valona vollzogen. Sein Führer, der Gen. Bertotti, war aber 
zur Überraschung Cadornas dem Kriegsminister unterstellt worden3). 
Dadurch sollte offenbar Cadornas Einfluß auf die von ihm als überflüssig 
erachtete Operation in Albanien ausgeschaltet werden. Da die Serben 
noch immer einen Fußmarsch nach Valona verweigerten, wurde jetzt der 
Schiffstransport dorthin in Erwägung gezogen. Doch die italienische 
Flottenleitung lehnte dies ebenso ab wie die erbetenen Zuschübe italieni¬ 
scher Truppen nach Durazzo, die schon dringend nötig waren, weil sich 
der Druck der Bulgaren im oberen Skumbitale verstärkte und man nicht 
zu Unrecht besorgte, daß das Serbenheer durch einen bulgarischen Vor¬ 
stoß über Elbasan entzweigeschnitten werden könnte. 
Jetzt erhob Italien plötzlich Einwände gegen die Verschiebung 
starker serbischer Heeresteile nach Valona und forderte ihr Verbleiben 
nördlich des Skumbi; es erklärte, eine Verseuchung der Stadt durch die 
Serben zu befürchten. Nun mußte auch die Südgruppe der Serben, die 
!) Kriegsarchiv (Marinearchiv), Österreich-Ungarns Seekrieg 1914—1.918,246. 
2) Serb. Gstb.W., XIII, 320. 
3) Cadorna, Altre pagine, 129. 
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