Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Cadornas Entschluß zur Fortsetzung der Schlacht 
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stand noch die 9. ID. zum Eingreifen bereit, und überdies war von der 
im Schnee versunkenen Tiroler Gebirgsfront noch die halbe 35. ID. 
(Brigade Novara) Mitte November westlich von Görz eingetroffen. 
Schon am 17. November, nach ganz kurzer, auf dem Karst gar nur 
eintägiger Kampfunterbrechung, befahl Cadorna die Wiederaufnahme 
des Angriffes gegen die Front vom Mt. Sabotino bis zum Meere. Inner¬ 
halb dieses Angriffsraumes hatte er den Armeeführern die Wahl der 
geeignetsten Kampfziele überlassen1) und weiter keinen Einfluß auf den 
Plan für die Durchführung und das Ausmaß der an den Operationen 
beteiligten Kräfte genommen. Er mochte wohl gehofft haben, daß durch 
den Wetteifer seiner Unterführer vielleicht früher Erfolge reifen würden, 
als sie dem bisherigen methodischen Verfahren beschieden waren. Daher 
zerfiel die letzte Phase der italienischen Herbstoffensive in eine Reihe 
vereinzelter, aber mächtiger Erschöpfungsangriffe. Nur den Plan für die 
Beschießung der Stadt Görz hatte sich das Oberkommando vorbehalten. 
Die -planmäßige Zerstörung der Stadt Görz durch Artillerie 
und Fliegerangriffe 
Die Nacht auf den 18. November war an der Kampffront westlich 
von Görz ruhig verlaufen. Die Stille vor Anbruch der Morgendämmerung 
unterbrach müdes Postengeplänkel auf der Podgora. Von irgendeinem 
noch unversehrten Turm hatte eben die fünfte Stunde geschlagen. Da 
drang, kurz nach fernen, gedämpften Schlägen, ein unheimlich anwach¬ 
sendes Rauschen und Heulen über die nächtliche Stadt herab und gleich 
darauf erschütterten gewaltige Geschoßexplosionen die Straßen und 
Häuser. Immer stärker schwoll das Dröhnen, Splittern und Krachen, 
immer mehr der schweren Kaliber im weiten Rund um Görz schleuderten 
ihre Geschosse in die Stadt. Hier barst ein Haus, alles Leben unter sich 
begrabend, dort wühlte eine schwere Bombe die Straße in der ganzen 
Breite auf. Alsbald mengte sich der rote Schimmer mächtiger Feuers¬ 
brünste mit dem Frühnebel des anbrechenden Tages. Schwere Rauch¬ 
wolken lagen über dem ganzen Görzer Becken und hüllten Gassen und 
Plätze der unerbittlich heimgesuchten Stadt in dichten, düsteren Qualm. 
Das Zerstörungswerk war für die Verteidiger keine Überraschung, 
denn schon bei Beginn der Schlacht hatten italienische Gefangene ange¬ 
kündigt, daß die Stadt in Trümmer geschossen werde, wenn sie nicht 
bis Mitte November erobert wäre. 
*) Ital. Gstb.W., II, Dokumente, 435.
	        
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