Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Auswahl der Truppen für die Gebirgsfronten 
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Die Einrichtung der Alpenfront 
Für den Krieg im Gebirge und insbesondere für den in den Alpen 
war die Wehrmacht Österreich-Ungarns — nicht zuletzt dank dem 
Wirken ihres Generalstabschefs Conrad v. Hohendorf — mehr vorbe¬ 
reitet als irgendeine Armee der Welt. Der Grundsatz früherer Epochen, 
daß das Gebirge für die Kriegführung nur als „Durchzugsland" in Be¬ 
tracht komme, war von den Lehrmeistern der Armee längst über Bord 
geworfen worden. So hatten denn auch die zusammengewürfelten Truppen, 
die im Frühjahr und im Sommer 1915 die ersten Kämpfe in den Julisch- 
Karnischen Alpen, in den Dolomiten, auf der Hochfläche von Vielgereuth— 
Lafraun (Folgaria—Lavarone) und auf den gletschergekrönten Grenzriesen 
Westtirols auszufechten gehabt hatten, voll ihren Mann gestellt. Dennoch 
bot jeder Tag in den Felsschluchten, zwischen den Dolomitentürmen und 
im ewigen Schnee neue Erfahrungen und Lehren, die von den Truppen und 
ihren Führern beherzigt und ausgewertet werden mußten. Zudem stand 
der Winter vor der Türe, der die Kriegführung — wie Erzherzog Eugen 
schon im Juli in nachdrücklichen Weisungen hervorgehoben hatte — vor 
neue, schwere Aufgaben stellte. 
Wohl konnte das Alpengebirge auch in Hinkunft nicht der Schau¬ 
platz so gewaltiger Massen- und Materialschlachten werden, wie man 
sie am unteren Isonzo oder gar in Nordfrankreich erleben sollte. Was 
aber etwa dadurch den Kampfhandlungen im Gebirge an Wucht ab¬ 
gehen mochte, das wurde durch die gewaltigen Hemmnisse, die eine 
gigantische Natur der Führung und Nährung des Alpenkrieges ent¬ 
gegensetzte, und durch das oftmalige verheerende, viele Menschenopfer 
fordernde Wüten entfesselter Elemente in beträchtlichem Ausmaße 
wettgemacht. 
Diesen Unterschied bekam schon der einzelne Kämpfer entscheidend 
zu fühlen. Wohl verfügte das Habsburgerreich in seinen alpenländischen 
Regimentern und Bataillonen über Truppen, die allen Anforderungen 
des Krieges im Hochgebirge, ihrer engeren, heißgeliebten Heimat, vollauf 
gewachsen waren, und die Heeresleitung zeigte sich denn auch seit dem 
Ausbruch des italienischen Krieges bestrebt, diese Truppenverbände mög¬ 
lichst zahlreich an der Alpenfront oder doch gegenüber dem neuen 
Feinde einzusetzen, womit sie ihnen auch den sehnlichsten Wunsch er¬ 
füllte. Aber die gespannte Lage an anderen Fronten und mitunter auch 
deren Festigkeit erlaubten es weder damals noch später, dieses Streben 
zum allein geltenden Grundsatz zu erheben. Zudem hätten bei aller
	        
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