Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Pläne für Frontverbesserungen 
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angreifenden Feind die Flanke abgewinnen. Ein Angriff gegen Sagrado— 
Sdraussina vermochte vielleicht den Italiener vom Karstrand in den 
Isonzo zu werfen. Durch ein Unternehmen aus dem Brückenkopfe von 
Görz konnte der feindlichen Flankierung aus dem Hügellande ein Ende 
bereitet und Rückenfreiheit für die Verteidigung von Görz erlangt werden. 
Nach der Gesamtlage war wohl ein Vorstoß über Monfaleone am 
lohnendsten. Zu seiner Ausführung wäre außer der nötigen Artillerie 
und der damals eben verfügbaren 8. ID. (Bd. II, S. 782) noch eine 
weitere vollkräftige Division notwendig gewesen. Aber Gdl. Boroevic 
hatte gegen das Vorverlegen seines linken Flügels in die Ebene trotz der 
eben erwähnten Vorteile deshalb Bedenken, weil er besorgte, daß in der 
dicht bestandenen, unübersichtlichen „italienischen Kultur" die Gefechts¬ 
führung allzu stark leiden könnte. Er ließ höchstens einen Vorstoß aus 
dem Görzer Brückenkopf gelten, dessen Durchführung aber mindestens 
fünf frische, natürlich nicht zur Hand befindliche Divisionen geheischt 
hätte. Im Grunde genommen entsprach ein elastischeres, beweglicheres 
Kampfverfahren in der Verteidigung dem Wesen dieses zähen, harten, 
rücksichtslosen Führers1) ja überhaupt weniger als das unerbittliche 
Festhalten an jedem Fußbreit Bodens. Bei dieser Art von Kampfführung 
ist es denn auch im großen bis zur zwölften Isonzoschlacht geblieben. 
Kämpfer und Kam-pjfeld 
Die zweite Isonzoschlacht hatte Boroevic mit 125 Bataillonen und 
143 Batterien (davon 25 schweren) gegen 290 Bataillone und 209 Bat¬ 
terien (darunter 47 schwere) der Italiener durchgefochten. Die Verluste 
waren außergewöhnlich groß gewesen; die Bataillone kehrten aus der 
„Hölle von Doberdò" als zusammengeschmolzene, zerfetzte Häuflein in 
die notdürftigen Rastunterkünfte zurück. In schwerster Sorge mußten 
sich alle höheren Befehlsstellen fragen, ob die 5. Armee, ob die ganze 
Wehrmacht und die Volkskraft des Reiches eine öftere Wiederholung 
dieser entsetzlichen Opfer zu ertragen vermöchten. 
Vor allem hieß es, den Heereskörpern am Isonzo möglichst reichen 
Ersatz an Mannschaft und Offizieren zuzuführen. Die nördlich der 
Wippach eingenisteten Divisionen, in deren Front nicht so tiefe Lücken 
geklafft hatten, waren durch Marschbataillone verhältnismäßig rasch 
aufgefüllt. Dagegen reichten die auf der Hochfläche von Doberdò ein- 
1) Vgl. Glaise-Horstenau, Svetozar Boroevic von Bojna (Neue Öster¬ 
reichische Biographie, I. Bd., Wien 1923, llOf.).
	        
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