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Die Eroberung Serbiens
konnten, der deutschen Kampf- und Volkskraft in den Bergwüsten Maze¬
doniens zu den schon dargebrachten Opfern noch weitere schwere
aufzuerlegen. Im Gegensatz hiezu gehörte für Conrad eine möglichst
radikale Lösung der Balkanfragen, an denen sich ja der Weltkrieg ent¬
zündet hatte, zu den Kernproblemen seines Vaterlandes, womit es ihm
sicherlich auch erleichtert wurde, die Bedeutung dieses Kriegstheaters
für die Gesamtkriegführung in all ihrer sich erst beim Zusammenbruch
erweisenden Schwere zu erkennen. Solcherart sahen die beiden ma߬
gebenden Generale der Mittelmächte die Ereignisse auf dem Balkan in
einer so stark verschiedenen Belichtung, daß auch weniger entgegen¬
gesetzte Temperamente der Gefahr tiefgehender Meinungsverschieden¬
heiten ausgesetzt gewesen wären.
Die Schlacht auf dem Amselfelde
(19. bis 24. November)
Hiezu Beilagen 16 und 18
Putniks Plan für den Durchbruch nach Süden
Am 15. November, als die Heeresgruppe Mackensen in die allgemeine
Linie Javor—Usee—Kursumlija—Lebane gelangt war (S. 301), hatte der
Woiwode Putnik den ungesäumten Rückzug der serbischen Armeen nach
Mitrovica—Pristina befohlen. Er durfte nicht länger den schon beschlos¬
senen Durchbruch nach Süden (S. 282) hinausschieben, da sich der Halb¬
kreis der gegnerischen Kräfte um ihn herum immer mehr verengte und
er die Masse seiner Truppen auf so beschränktem Räume nicht mehr
länger ernähren konnte. Nachrichten aus den neuen Gebieten sagten ihm,
daß die MorD.I und die VardD. unter schwersten Verlusten von Gnji-
lane zurückgeschlagen worden seien. Nur mit Mühe konnte sich die BregD.
in der Enge von Kacanik behaupten. Im Süden von Prizren, dem neuen
Standort des serbischen Hauptquartiers, wich die Tetovogruppe vor den
andringenden Bulgaren über Gostivar zurück (S.303). Nicht zu Unrecht
völlige Einkreisung befürchtend, warf Putnik die MorD.II von der 2. Ar¬
mee gegen Gnjilane. Als die auf dem Rückzüge von Kursumlija nach
Pristina vorausgeeilte Timokarmeegruppe das Amselfeld erreichte, wurde
sie zur Unterstützung der schwer bedrängten BregD. sofort gegen
Kacanik befohlen; ihr folgte die Kavalleriedivision von der 2. Armee.
Putnik plante nun, mit den bei Gnjilane befindlichen Truppen
(MorD.I und II, VardD.) die Übergänge des Karadag zu gewinnen und