Volltext: Von der Einnahme von Brest-Litowsk bis zur Jahreswende 3 : Das Kriegsjahr 1915 2 [Textbd.] (3 : Das Kriegsjahr 1915 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Geringe Möglichkeiten, Serbien zu unterstützen 193 
Erfahrung bringen konnte, schien sein Vertrauen in die Stärke der Strom¬ 
hindernisse so groß zu sein, daß er auf Kosten der Save-Donaufront 
Truppen nach Zajecar verschob (KombD. undTimD.I) und überdies zur 
Aufstellung einer neuen Armee Albanien entblößte, um gegen Bulgarien 
zu sichern, dessen Kriegsvorbereitungen ihm also nicht entgangen sein 
konnten. 
Die Gegenmaßnahmen im feindlichen Lager 
Serbien hatte sich im Angesichte der heraufziehenden Gefahr früh¬ 
zeitig an die Alliierten um Hilfe gewendet. Diese Hilferufe kamen zu 
recht ungelegener Zeit. Zwar war die Aufmerksamkeit der Westmächte 
durch die empfindliche Niederlage, die Hamiltons Expeditionskorps 
eben bei Anaforta erlitten hatte (S.4), aufs neue nach dem Balkan hin¬ 
gelenkt worden. Brennend erhob sich, von den einzelnen Verbündeten 
und auch in jedem ihrer Lager recht unterschiedlich beantwortet, die 
Frage, ob das Dardanellenunternehmen überhaupt fortzusetzen sei und, 
wenn ja, woher man im Hinblick auf den in Frankreich vorbereiteten 
Schlag (S. 4) die nötigen Verstärkungen zu nehmen hätte1). Grund¬ 
sätzlich wurde anfangs September beschlossen, den Gen. Sarrail mit vier 
französischen Divisionen Verstärkung nach den Dardanellen zu ent¬ 
senden; britische Kräfte sollten über Ägypten folgen. Joffre drang 
jedoch mit der Forderung durch, daß vorerst der Erfolg der Doppel¬ 
schlacht in Frankreich abgewartet werden müsse. Diese brach am 20. Sep¬ 
tember im Artois und in der Champagne los. Tags darauf verfügte Bul¬ 
garien die Mobilisierung seines Heeres. Mehr noch vielleicht als das 
augenblickliche Schicksal Serbiens lag den Westmächten die Verbindung, 
die von Saloniki über Skoplje und Prahovo nach Rußland führte und die 
durch ein Eingreifen Bulgariens auf der Seite der Mittelmächte unmittel¬ 
bar bedroht war, am Herzen. Den Serben in absehbarer Zeit mit ausrei¬ 
chenden Kräften zu Hilfe zu kommen, war jedoch den Alliierten nicht 
möglich. Rußland war mit seiner Millionenarmee auf dem eigenen Kriegs¬ 
theater gebunden. Eine Landung stärkerer Truppenteile an der bulgari¬ 
schen Küste, wie sie der serbische Generalstab gern gesehen hätte 2), kam 
1) Vgl. darüber u. a. Churchill, Weltkrisis (in deutscher Sprache, Leipzig 
1926), II, 456 ff.; Robertson, Soldaten und Staatsmanner 1914—1918 (in deutscher 
Sprache, Berlin 1927), 100 ff. und 321 ff.; Callwell, Die Tagebücher des Feld- 
marschalls Wilson (in deutscher Sprache, Stuttgart 1930), 133 ff. 
2) Großer Generalstab, Der große Krieg Serbiens zur Befreiung und
	        
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