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Die Eroberung Serbiens
war ausgefallen, da sie durch die im Westen einsetzende französisch¬
englische Offensive festgehalten blieb1).
Von den Landsturmtruppen, die bisher die Grenze schützten und den
Aufmarsch verschleierten, traten die Gruppe FML.Fülöpp zur 11. Armee,
die vor Belgrad befindlichen Brigaden GM. Mrázek und GM. v. Haustein
zum k. u. k. VIII. Korps, indes die zwischen Sabac und der Drinamündung
stehende divisionsstarke Gruppe FML. v. Sorsich, dann die Drinasiche-
rungsgruppe GM. Streith und die 62. ID. direkt dem 3. Armeekmdo.
unterordnet wurden. Von den weiter südlich im Befehlsbereich desGdl.
Sarkotic stehenden Grenzschutztruppen erwartete man, daß sie die Mon¬
tenegriner in Schach halten würden. Fünf aus dem Hinterlande zuge¬
schobene Landsturmbataillone, später als Gruppe Oberst v. Zhuber zu¬
sammengefaßt, sollten nebst den Festungen den Grenzschutztruppen als
Rückhalt dienen.
Außer der am 21. September erlassenen AufmarschanWeisung erhielt
das 3. Armeekmdo. aus Temesvár zunächst keine Befehle operativen
Inhaltes; auf eine von Teschen gestellte Anfrage mußte es seine selbst¬
gewählten Übergangspunkte melden: die am Zusammenflusse der Donau
und der Save liegende, aus den Tür kenkriegen her bekannte alte Feste
Kalimegdan, die Zigeunerinsel knapp westlich von Belgrad, Boljevci,
Jarak, dann an der Drina Bijeljina, Slap und Visegrad. Doch nicht mehr
GdK. Tersztyánszky sollte die 3. Armee zum Siege führen. Ein Meinungs¬
streit, der wegen Heranziehung von Zivilarbeitern für Heereszwecke
mit dem seinem Hauptquartier beigegebenen ungarischen Regierungs¬
kommissär entstanden war, hatte sich derart zugespitzt, daß der allmäch¬
tige ungarische Ministerpräsident Graf Tisza die Kabinettsfrage stellte.
So sehr sich Conrad für den Armeeführer einsetzte, fiel die Entscheidung
der Krone gegen diesen. Zum Nachfolger wurde der bisherige Kommandant
des XII. Korps, Gdl. v. Kövess, bestimmt (S. 162), dem GM. Konopicky
als Generalstabschef zur Seite trat. Kövess traf am 26. September nach
der Abreise seines Vorgängers, Konopicky am 28. in Neusatz ein, während
Obst. Dáni noch bis 13. Oktober beim Armeekmdo. verblieb.
In diese Zeit emsiger Vorbereitung fiel auch eine von Falkenhayn
angeregte Scheinunternehmung, die vornehmlich von Artillerie und Flie¬
gern am 18. und 19. September an verschiedenen Frontstrecken aus¬
geführt wurde. Hatte sie den Beginn des Feldzuges vorzutäuschen, so
sollte dann das Ausbleiben des Angriffes die Serben einschläfern. Doch
die Wirkung war ^gering. Nach allem, was man über den Feind in
1) Gallwits, Meine Führertätigkeit im Weltkrieg 1914/16 (Berlin 1929), 379.