Verstärkung des Südflügels der k. u. k. 5. Armee
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und nach Merna dirigiert. Beide Brigaden wurden dem FML. Goiginger
unterstellt. Hinter dem gleichfalls bedrohten Görzer Abschnitt ver¬
blieben somit nur die ll.GbBrig. der 48.ID. und die 44.SchD., zusammen
zehn Bataillone.
Dem vorläufig allerdings noch recht wirkungslosen italienischen
Feuer konnte eine auch nur annähernd gleichstarke Artillerie nicht ent¬
gegengestellt werden. Namentlich fehlte es an schwerem und weittragen¬
dem Geschütz. Nur die bis in die vorderste Linie vorgezogenen zwei
30.5 cm-Mörser vermochten die italienischen schweren Batterien zu er¬
reichen, deren Zahl Cadorna aber noch immer viel zu gering erschien,
um mit Erfolg die so „formidablen" österreichischen Stellungen zu be¬
kämpfen1).
Das unbefriedigende Ergebnis des italienischen Artilleriefeuers am
ersten Schlachttage veranlaßte die feindlichen Führer, die Beschießung
an den folgenden Tagen fortzusetzen. Das Bombardement wurde wohl
vielfach von Teilvorstößen begleitet; doch trugen diese Angriffe noch
keineswegs den Charakter eines entscheidungsuchenden Ansturmes, son¬
dern wurden offenbar nur zur Erkundung, zur Störung der Arbeiten an
den zerschossenen Stellungen sowie zur Gewinnung einzelner Gelände¬
teile unternommen, deren Besitz als Ausgangspunkte für den späteren
Hauptangriff nötig zu sein schien. Drei Räume waren es vornehmlich,
in denen sich die Anfangskämpfe in der letzten Juniwoche abspielten:
am Plateaurand zwischen Monfalcone und Sdraussina, am Görzer
Brückenkopf und bei Piava, während an den Verbindungsstrecken beide
Gegner sich nur auf die Beobachtung beschränkten. Desgleichen durften
sich die Verteidiger des Tolmeiner Brückenkopfes und der zum Krn
sich hinanziehenden Höhenstellung bis zur Monatswende verhältnis¬
mäßiger Ruhe erfreuen.
Auf der Karsthochfläche versuchten am 24. zwei Bataillone der ita¬
lienischen 19. ID. vergeblich, von Polazzo aus das mauerfeste Gehöft
Castello (auf halbem Wege zwischen der Ruine 143 und Sagrado) im
Handstreich zu nehmen. Auch widerfuhr den Italienern das Mißgeschick,
daß ihre bei Sagrado geschlagene Kriegsbrücke neuerdings zerschossen
wurde. Erst nach Gangbarmachen der gesprengten permanenten Brücke,
über die dann ausreichend Infanterie an den Höhenfuß gebracht wurde,
wies der Herzog von Aosta dem XI. Korps und dem Nordflügel des
X. den Mt. S. Michele als Angriffsziel zu, wozu vorerst die Ruine 143
*) C a d o r n a, La guerra, I, 118.