Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Besprechung in Oppeln 
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fortgesetzt werden müsse1). Tags darauf teilte in Teschen der deutsche 
bevollmächtigte General v. Freytag-Loríxighoven dem k.u.k. Chef des Ge¬ 
neralstabes mit, Falkenhayn schlage eine Zusammenkunft vor, um die 
weiteren Ziele zu vereinbaren, „der Winter käme immer näher, wir werden 
nicht ewig kämpfen"2). Am 19. trafen sich die beiden Generalstabschefs 
auf dem Bahnhofe in Oppeln3). 
Gleich zu Beginn des Gespräches zeigte sich der Gegensatz der An¬ 
schauungen über die Führung des Krieges im Osten. Daher konnte auch 
die Frage, was zu unternehmen sei, wenn die Russen den Weichselbogen 
und Galizien bis zum San räumen sollten, keiner befriedigenden Lösung 
zugeführt werden. Nach Falkenhayns Ansicht hätte man sich in diesem 
Falle damit zu begnügen gehabt, auf dem linken Weichselufer in Polen 
eine „chinesische Mauer" aufzurichten, an der jeder feindliche Vorstoß 
zerschellen würde. War man einmal so weit, dann wollte der General 
ehestmöglich starke Kräfte vom deutschen Ostheere abziehen und mit 
diesen Verstärkungen Anfang Februar zu einer entscheidenden Offensive 
in Frankreich schreiten. 
Das widersprach den Gedankengängen Conrads; er beharrte darauf, 
daß der Russe durch umfassenden Angriff beider Flügel geschlagen 
werden müsse, sei es westlich oder östlich von der Weichsel. Im zweiten 
Falle wäre die Hauptkraft des deutschen Ostheeres über den Narew auf 
Siedlec vorzuführen, wie dies schon für den Kriegsbeginn, leider ver¬ 
geblich, geplant gewesen sei. Die Möglichkeit sei vorhanden, die Russen 
niederzuwerfen. Gelänge dies, dann würde auch Frankreich zusammen¬ 
brechen und der Balkan ohne seinen zaristischen Beschützer zur Ohn¬ 
macht verurteilt sein. 
Falkenhayn teilte diese Auffassung nicht. Die Russen könnten sich, 
meinte er, durch Zurückweichen einem Schlage stets entziehen; dann 
käme es weder im Osten noch im Westen zu einer günstigen Entschei¬ 
dung. Übrigens werde der Widerstand der Franzosen durch die Briten 
gesteift. Die vorgeschlagene Operation über Siedlec erfordere ansehn¬ 
liche Kräfte, weil auch die russische 10. Armee in Ostpreußen abgehalten 
werden müsse. Wie stünde es unterdessen im Westen? Würde dort die 
deutsche Front durchbrochen, so nützten alle Siege gegen Rußland nichts. 
Überhaupt hänge die ganze weitere Beschlußfassung auch von dem Zu- 
x) R e i c h s a r c h i v, VI, 310. 
2) ConradJ, 809 und 817 ff. 
3) In ihrer Begleitung befanden sich GLt. v. Freytag-Loringhoven, der deutsche Obst. 
Tappen (Chef der Operationsabteilung der DOHL.) und der k. u. k. Obstlt. Kundmann.
	        
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