Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Teilung der russischen Nordwestfront 
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Die nachhaltige Behauptung dieser Frontlinie und besonders der 
Festung Brest-Litowsk schien — nicht zu Unrecht — die Voraussetzung 
für eine erfolgreiche Abwehr der neuen Gefahr zu sein, die der 10. Ar¬ 
mee durch einen zu erwartenden deutschen Vorstoß von Kowno auf 
Wilna drohte. Ihr gegenüber war der gleichfalls der Westfront zufallende 
Auftrag, die östlich des Bug zur Linie Brest-Litowsk—Kobrin—Pinsk 
führenden Wege zu schützen, von geringerer Bedeutung. Die Aufgabe¬ 
stellung läßt aber den Schluß zu, daß sich die Stawka mit einer Trennung 
der Gesamtfront im Gebiete des Polesie abgefunden hatte. 
Der Nordfront, die Gen. Rußki zu übernehmen hatte, wurde der 
Schutz der aus Ostpreußen und vom Baltischen Meer nach Petersburg 
führenden Verkehrslinien aufgetragen. Zur Sicherung von Wilna mußte 
Alexejew aber schon jetzt das bei der 3. Armee stehende GKorps ab¬ 
geben, dem zwei Korps der 13. Armee zu folgen hatten. Die noch im 
Polesie verbleibenden Truppen dieser Armee, die spätestens am 25. August 
aufzulösen war, sollten zur 3. Armee übertreten. Auch die 12. Armee 
sollte durch Unterstellung ihrer Kräfte unter die 1. Armee der Auflösung 
verfallen, und dafür der Führer der bisherigen 13. Armee, Gen. Gorba- 
towski, im Räume von Wilna mit den dorthin verschobenen Korps die 
neue 12. Armee bilden. Doch schon am 18. August stimmte die Stawka 
den abweichenden Vorschlägen Alexejews zu, die neue 12. Armee nicht 
bei Wilna, sondern bei Riga und Mitau zu formieren und der 10. Armee 
die Deckung des Raumes von Wilna zu übertragen1). 
Nach Durchführung vorstehender Maßnahmen hatte die Westfront 
aus der 3., der 4., der 2. und der 1. Armee, die Nordfront aus der 10., 
der 5. und der 12. Armee zu bestehen. Außerdem wurden dem Gen. Rußki 
noch die bei Petersburg stehende 6. Armee und die Baltische Flotte 
unterstellt. 
Als am 24. August früh die nördlich vom Bug stehenden Truppen 
der deutschen 11. Armee sich anschickten, den Feind von der unteren 
Pulwa zu werfen, fanden sie die bisher so zähe verteidigten Gräben leer. 
Von der Gruppe Kövess und der 4. Armee in den letzten Tagen immer 
mehr überflügelt, hatte die russische 4. Armee während der Nacht den 
Rückzug angetreten. 
Als das Oberkmdo. Mackensen dem X.RKorps und der 4. Armee den 
Raum südlich und nördlich von Kamieniec-Litowskij als Verfolgungsziele 
anwies, hatte es schon am 20. zugleich Weisungen für das Abschließen 
der Festung Brest-Litowsk nördlich vom Bug an ihrer Nordwest- und 
x) Nesnamow, IV, 101 £.
	        
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