Überschreiten der Bahn Wysoko-Litowsk—Kleszczeli
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forderte, das Schwergewicht auf deren rechten Flügel längs der Linie
Lumno—Jasieniewka— Rusily zu legen, wodurch eine Schwenkung nach
Osten angebahnt wurde. Während das k. u. k. XII. Korps noch in der
Nacht auf den 21. die Höhe bei Klukowiczy eroberte, zog der Feind vor
der Heeresgruppe Prinz Leopold und vor Gallwitz bis an den Narew
hinter die gegen Bielostok führende Bahnstrecke ab, die nunmehr von
Woyrsch zwischen Lumno und der Station Czeremcha und vom größten
Teile der 12. Armee überschritten werden konnte. GdK. Frommel, der
jetzt nach dem Abgehen der deutschen 9. KD. zur 12. Armee zwei öst.-ung.
Kavalleriedivisionen, die 2. und die 9., sowie zeitweilig die deutsche
5.RD. befehligte, besetzte am 21. das allerdings vom Feinde im Bogen
umstellte Kleszczeli. An den östlich der Bahn liegenden Höhen klammerte
sich der Russe fest und bewies hier wieder sein Geschick im Kampf um
Zeitgewinn. Denn der vom Prinzen Leopold befohlene Angriff, der den
Feind in den Bielowieser Forst drängen sollte, konnte auch am 22.
nicht entscheidend durchdringen, wiewohl das XII. Korps die Russen in
harter Kampf arbeit gegen das Sumpfgebiet von Wierchowiczy gegen die
Linie Dolbizna—Jasieniewka zurückwarf und fast 1000 russische Grena¬
diere als Gefangene einbrachte. Das LKorps und die 9. Armee erwei¬
terten den gewonnenen Raum östlich der Bahn bis Kleszczeli, um dessen
nördliche Höhenbegrenzung noch erbittert gestritten wurde. Die 9. KD.,
GdK. Hauer, unterstützte am 22. ebenso wie am Vortage mit ihren
Batterien über den Nurec hinweg den rechten Flügel der 12. Armee, der
ebenfalls auf die Höhen östlich der Bahn vorkam.
Der 8. Armee fiel am 22. die Feste Osowiec in die Hand; in der
Vorbewegung nahm sie Tykocin am Narew.
Am 23. wollte Woyrsch, nachdem das Korps König die feindliche
Widerstandslinie durchbrochen und 3000 Gefangene gemacht hatte, dem
Korps Kövess, das mehrfache Gegenstöße abzuwehren hatte, dadurch
Luft schaffen, daß er die Verfolgung gegen den Rücken des vor dem
XII. Korps stehenden Feindes ansetzte, konnte aber über Dolbizna nicht
durchdringen. Ebenso hielten die Russen vor der Armee Gallwitz.
Offenbar unter dem Eindrucke der raschen Einnahme von Kowno
stehend, hielt Gdl. Falkenhayn jetzt — wie er am 19. nach Teschen
drahtete — eine Verstärkung der 10. Armee für wichtiger, als die von
Conrad angeregte Zuführung von Truppen zur 12. oder zur 8. Armee.
Im Augenblick konnte sich der deutsche Generalstabschef allerdings auch
zu jener Maßregel noch nicht entschließen, wiewohl die am gleichen
Tage erfolgte Einnahme von Nowogeorgiewsjk die Möglichkeit bot, Teile