Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Der Feldzug von Brest-Litowsk 
Bìonie-Grójecstellung zurückgenommen werden. Der 4. Armee wurde 
die Zurücknahme ihres linken Flügels bis an die untere Il±anka und den 
Chodelbach und die Versammlung tunlichst starker Kräfte auf dem 
östlichen Weichselufer aufgetragen. Für den Fall der Notwendigkeit 
wurde der Armee sogar der schrittweise durchzuführende Rückzug ihrer 
ganzen Front bis in die Linie Wysmierzyce—Jedlnia—Janowiec zugestan¬ 
den. Die den Nordflügel der Heeresmacht Alexejews bildenden zwei 
Armeen, die 10. und die 5., hatten sich auch weiterhin in ihren Stellungen 
zu behaupten, wobei jene sich an der Straße Augustow—Grodno gegen 
feindliche Vorstöße vorsehen, diese eine Schützenbrigade nach Bjelostok 
zur Verfügung des Höchstkommandierenden entsenden sollte. Die 3. und 
die 13. Armee wurden angewiesen, „dem Drucke des Gegners durch 
einige Tage den hartnäckigsten Widerstand entgegenzusetzen". Auch 
sonst ließ man nichts unversucht, die Kampfkraft der Armeen der Nord¬ 
westfront zu erhöhen. Alle rekonvaleszenten Offiziere und Mannschaften, 
alle vorhandenen Offiziersersätze, rund 100.000 Mann bewaffneter Er¬ 
gänzungen aus dem Stande der Ersatzbataillone und der letzte Vorrat 
an 40.000 Gewehren wurden der Nordwestfront zugeführt. 
Gen. Alexejew mochte wohl erkannt haben, daß die eben angeführten 
Maßnahmen allein nicht ausreichen konnten, um die kritische Lage der 
im Weichselgebiete von den Heeren der Verbündeten umfaßten russi¬ 
schen Armeen zu bessern; in solcher Bedrängnis bat er den Großfürst- 
Generalissimus zu einer Beratung nach Siedlec, die schon am 5. Juli statt¬ 
fand. In dieser wurde die allgemeine Lage dahin beurteilt, daß sich der 
Gegner im Weichselvorlande, am Narew, am Njemen und in Kurland in 
der Abwehr verhalte, und daß seine dortigen Angriffe nur als Schein¬ 
unternehmen zu betrachten seien. Höchst bedrohlich sei aber seine zwischen 
Weichsel und Bug geführte Offensive, die die Lage der Russen „auf dem 
vorderen Kriegsschauplatze" ernstlich gefährde. Um nun Alexejew zu 
befähigen, „die lebenden Kräfte der ihm unterstellten Armeen zu er¬ 
halten, die für den bevorstehenden, noch lange andauernden Krieg nötig 
sind", ermächtigte ihn der Höchstkommandierende, die Armeen vom 
Mittellauf der Weichsel noch weiter nach Osten zurückzuführen. Ohne 
damit den Gen. Alexejew in der Wahl der neuen Stellungen beeinflussen 
zu wollen, wies er auf die Linie Lomza—Malkin— Lukow—Parczew— 
Wlodawa—Ratno hin; als äußerste Grenze des auch ihm als unvermeidbar 
erscheinenden Rückzuges bezeichnete er den Bobr, den oberen Narew, 
Brest-Litowsk und Ratno1). 
*) Nesnamow, IV, 71; Danilow, 524f.
	        
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