Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Eroberung des Mt. Scorluzzo 
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Die Begebenheiten an der Tiroler Westfront 
und im Rayon „Südtirol" 
Die Ende Mai noch sehr ungünstigen Schneeverhältnisse waren offen¬ 
bar die Ursache, daß die für das Stilfser Joch und für den Tonalepaß 
bestimmten fünf Alpinibataillone samt drei Gebirgsbatterien zunächst den 
Befehl erhielten, sich mit der Besetzung einer Linie zu begnügen, die 3 
bis 4 km westlich von den mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Grenz¬ 
bergen des Ortlermassivs verlief. Vortruppen sollten den Mt. Scorluzzo 
besetzen, der die nur im Juli und August schneefreie Straße über das 
Stilfser Joch beherrscht, und einige zu Scharten führende Fußsteige sperren. 
Im Tonalegebiet war die Besetzung des gletscherfreien Teiles des nörd¬ 
lich und südlich vom Passe verlaufenden Grenzrückens befohlen worden. 
Ein Infanterieregiment in Tirano diente als Rückhalt. 
Auf österreichischer Seite hatte die im Rayon I stehende 53. HaBrig. 
außer dem Suldenbachtal auch noch das Münstertal zu bewachen, weil 
es noch nicht klar war, ob Italien die Neutralität der Schweiz berück¬ 
sichtigen werde. Das alte Fort Nauders sperrte den weitab liegenden, 
im Inntal führenden Einbruchsweg. Auch mußte darauf geachtet werden, 
daß die gegen die Italiener geschleuderten Geschosse nicht das neutrale 
Schweizer Gebiet erreichen. Aus diesen Gründen und wegen der noch 
hohen Schneelage erfolgte anfänglich eine gruppenweise Besetzung in der 
die Reichsgrenze gegen Italien unbewacht lassenden Linie Taufers— 
Schaf berg—Sperre Gomagoi—Innersulden—Firkelescharte. 
So kam es im Mai im Ortlergebiet zu keinen Kämpfen. Am 4. Juni 
jedoch bemächtigte sich eine österreichische Gendarmerieabteilung durch 
einen kühnen Vorstoß des schon auf italienischem Gebiete liegenden 
Mt. Scorluzzo und versicherte sich hiedurch des Stilfser Joches. Da weiters 
Schweizer Truppen ihre Grenze bewachten, eine italienische Umgehung 
über Taufers daher nicht zu fürchten war, wurde die Verteidigungsfront 
allmählich und ohne feindliche Gegenwirkung in die vordere, allerdings 
viel höher gelegene Linie Stilfser Joch—Mt. Scorluzzo—Naglerspitze vor¬ 
verlegt, in der sie bis zum Kriegsende verblieb1). 
Im Abschnitt II sperrte die 54. HaBrig. die Täler Val del Monte 
und Val di Sole in Anlehnung an das alte Werk Pejo und die teilweise 
modernisierte Fortgruppe Tonale. Abgesehen von einem mißglückten 
!) Lempfuch, Der König der deutschen Alpen und seine Helden (Stuttgart 
1925), 13 f.
	        
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