Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Feldzugspläne 
Hi e zu Beilagen 13 und 26 sowie Skizze 25 
Österreich-Ungarn 
Am 23. Mai 1915 hatte der Botschafter Italiens auf dem Ballhaus¬ 
platze die Kriegserklärung seiner Regierung an das Habsburgerreich 
überreicht. In Worten tiefster Entrüstung verkündete der greise Kaiser 
und König Franz Joseph dieses Ereignis seinen Völkern : „Der König von 
Italien hat Mir den Krieg erklärt. Ein Treubruch, dessengleichen die Ge¬ 
schichte nicht kennt, ist von dem Königreich Italien an seinen beiden Ver¬ 
bündeten begangen worden. Nach einem Bündnis von mehr als 30jähriger 
Dauer, während dessen es seinen Territorialbesitz mehren und sich zu 
ungeahnter Blüte entfalten konnte, hat uns Italien in der Stunde depr 
Gefahr verlassen und ist mit fliegenden Fahnen in das Lager unserer 
Feinde übergegangen." 
Der im Süden neu aufgestandene Feind, so hieß es weiter, sei aber 
dem Reiche kein neuer Gegner: „Die großen Erinnerungen an Novara, 
Mortara, Custoza und Lissa, die den Stolz Meiner Jugend bilden, und 
der Geist Radetzkys, Erzherzog Albrechts und Tegetthoffs, der in Meiner 
Land- und Seemacht fortlebt, bürgen Mir dafür, daß wir auch gegen 
Süden hin die Grenze der Monarchie erfolgreich verteidigen werden .. 
Diese im Völkerleben nicht alltägliche Kundgebung des Herrschers 
spiegelte nicht bloß die Stimmung der offiziellen Kreise Österreich- 
Ungarns wider, sondern die Gefühle des überwiegenden Teiles der Be¬ 
völkerung des Fünfzigmillionenreiches. Die Deutschen Österreichs sahen 
die Kernlande der Monarchie, sahen alpenländischen Boden unmittelbar 
bedroht; der Bundesgenosse von gestern hatte seine begehrliche Hand nicht 
bloß nachTriest und Trient, sondern auch nach dem seit uralten Zeiten 
deutschen Bozen ausgestreckt. Die Magyaren ließ der Abfall Italiens, 
der sich schon vorbereitet hatte, als der Russe noch auf dem Karpathen¬ 
kamme gestanden war, alte nationale Beziehungen vergessen, auf die 
sich eben noch Stephan Tisza bei einem eigenartigen diplomatischen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.