Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Von Gorlice bis Lemberg 
Das XXXXI. RKorps und das k. u. k. VI. Korps nahmen ungesäumt die 
Verfolgung auf. Dagegen mußte das Beskidenkorps dem Feinde seine 
Stellungen westlich von Kulików bei Tagesgrauen im Sturme entreißen, 
worauf endlich auch der ebengenannte Ort in die Hände der Angreifer 
fiel. Diese überschritten die Lemberger Straße in der Richtung auf Zóltance. 
Zur gleichen Zeit brandeten auch schon die Angriffe der Korps 
Schmidt-Georgenegg und Trollmann an die Hauptstadt heran. Die 
erste entscheidende Bresche schlugen die Wiener Schützenregimenter 
1 und 24, indem sie um 5h früh, allerdings unter schweren Opfern, das 
Werk Rzçsna Polska (A320) erstürmten1). Die Schützen drangen beider¬ 
seits der Straße gegen Lemberg weiter vor. Um 9h vorm. eroberte in 
ihrer linken Flanke die 43.SchD. des IV. Korps Brzuchowice (-<¡>348), 
um 10h30 folgte das Werk Sknilów (-<>-322) südwestlich von Lemberg, 
das die Deutschböhmen der 29. ID. dem Feinde entrissen; kurz darauf 
erstieg das den Namen des Deutschen Kaisers führende Kaschauer IR. 34 
die Brustwehren auf der Lysa Gora östlich von Brzuchowice. Der Halb¬ 
kreis von Verteidigungswerken, der die Hauptstadt Galiziens gegen Nord¬ 
westen, Westen und Südwesten umgab, war in zum Teil recht blutigen 
Kämpfen bezwungen. 
Unterdessen hatte der Verlust von Zolkiew und Kulików den feind¬ 
lichen Armeeführer Brussilow schon vor einigen Stunden veranlaßt, an 
die Lemberg verteidigenden Divisionen den Befehl zur Räumung der 
Stadt zu erteilen2). Als knapp nach Mittag die ersten öst.-ung. Reiter¬ 
patrouillen von Westen her in Lemberg einritten, verließen die letzten 
Russen die Stadt gegen Osten. 
Nun gab es für den Feind auch südlich von Lemberg kein Halten 
mehr, wo noch am Morgen um die Höhen östlich von Szczerzec und bei 
Sokolniki erbittert gerungen worden war. Um die Mittagsstunde verkün¬ 
deten russische Funksprüche, daß Brussilow und Schtscherbatschew im 
Begriffe stünden, auch hier die Schlacht abzubrechen. Böhm-Ermollibefahl 
dem in Lemberg eindringenden XIX. Korps, ungesäumt starke Teile auf 
die Straße nach Bóbrka zu entsenden und auf solche Weise dem Südflügel 
1) Eine belletristische Schilderung dieser Kämpfe der Wiener Schützen brachte 
Ludwig Ganghofer im „Hamburger Fremdenblatt" (abgedruckt bei B a e r, Der Völker¬ 
krieg, IX, Stuttgart 1916, 42ff.). 
2) Boncz-Bru jewitsch, II, 226 ; die Mitteilung, Zajontschkowskij, 
308, Brussilow habe den Räumungsbefehl schon am 21. abends erteilt, mag wohl auf 
einem Irrtum beruhen, da der Armeeführer seinen Entschluß ausdrücklich mit dem Rück¬ 
zug seines rechten Flügels aus den wichtigen Schlüsselstellungen bei Zóìkiew und 
Kulików begründete.
	        
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