Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Von Gorlice bis Lemberg 
wenn die Konferenz zu Cholm unter solch trüben Eindrücken zu dem 
Entschlüsse kam, den Gedanken des Eroberungskrieges, der im August 
1914 auf die Fahnen des Zarenreiches geschrieben worden war, bis auf 
weiteres zurückzustellen, und dem Muschik nur mehr die Verteidigung 
der heimatlichen Scholle auf die Seele zu binden, jenes vaterländischen 
Bodens, den unversehrt zu erhalten der Zar zu Kriegsbeginn, gleich seinem 
Ahnen von 1812, vor der Mutter Gottes von Kasan beschworen hatte. 
Bei der Ausführung dieser Absichten galt die Hauptsorge der Siche¬ 
rung des Weichsellandes, wo die Front noch immer weit nach Westen 
vorsprang und in beiden Flanken bedroht war, und der Deckung der 
dorthin aus Ostpreußen und Ostgalizien führenden Verbindungen. Diesem 
Ziele sollten stärkste fortifikatorische Ausgestaltung der Deckungsräume 
und das Ausscheiden möglichst zahlreicher beweglicher Reserven dienen; 
besondere Beachtung war hiebei den Gegenden von Grodno—Bjelostok 
und Cholm—Kowel zu widmen. Mit diesem Entschlüsse war auch die 
Wahrscheinlichkeit einer Preisgabe von Lemberg ins Auge gefaßt. In 
diesem Falle sollten alle Streitkräfte, die auf die Front Lublin—Cholm— 
Wladimir-Wolynski zurückgingen, unter die Befehle Alexejews treten, 
indes Iwanow nur das Kommando über die gegen den Kiewer Militär¬ 
bezirk weichenden Armeen zu behalten hatte1). 
War solcherart die Preisgabe Ostgaliziens grundsätzlich beschlossen, 
so ist es doch zu verstehen, wenn sich der Großfürst-Generalissimus 
und seine Unterführer die Ausführung jedes einzelnen Schrittes zur 
Verwirklichung der Cholmer Beschlüsse vom Schicksal abzwingen ließen. 
Auch die Räumung der Etappe und die Vorbereitung neuer Abwehrlinien 
nötigte zu einem möglichst zähen und langsamen Nachgeben. 
Am 19. verfügte die Stawka die Rücknahme des noch im Mün¬ 
dungswinkel des San stehenden rechten Flügels der 3. Armee hinter den 
Fluß; im Einklang damit hatte die 4. Armee ihren Südflügel auf Zawichost 
zurückzubiegen, wodurch auch die Ausscheidung von Reserven möglich 
werden mochte. Während diese Befehle erteilt wurden, fochten die 
Truppen Brussilows und Olochows sowie die an ihren inneren Flügeln 
eingesetzten Reiterdivisionen mit verzweifeltem Mute um die Höhen 
östlich von der Wereszyca und auf der Bodenwelle, die das Bug-Styrbecken 
im Südwesten abschließt. Als aber in der folgenden Nacht kein Zweifel 
mehr bestehen konnte, daß die aus dem XXVIII. und dem VIII. Korps 
bestehende Gruppe des Gen. Kaschtalinski die Position Rawa Ruska— 
i) Danilow, 512 f. ; Nesnamow, IV, 54 f. ; Boncz-Bru jewitsch, V, 
183 f.; Zajontschkowskij, 306 f.
	        
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