Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Von Gorlice bis Lemberg 
Die Flieger hatten während des ganzen Tages hinter der russischen 
Front lange Heeressäulen im Ostmarsch gesehen. Die von Gródek nach 
Lemberg und von Janów nach Zolkiew führenden Straßen sowie der 
ganze Raum nächst den, beiden letztgenannten Städten waren von Truppen 
und Trains erfüllt; bei Lemberg konnte lebhafter Zugsverkehr festge¬ 
stellt werden. Abends wurden jedoch auch in vielen nahe der Feind¬ 
stellung gelegenen Orten starker Truppenbelag, ja sogar in westlicher 
Richtung marschierende Kolonnen beobachtet. 
Wie fast immer, lieferte der russische Funkdienst den Verbündeten 
manchen Anhaltspunkt für die Beurteilung der Maßnahmen und Ab¬ 
sichten des Feindes. Die Bevölkerung des wiedereroberten Landes konnte 
zwischen den rauchenden Trümmern ihrer verwüsteten Wohnstätten nur 
von den Bemühungen des fliehenden Feindes berichten, das geräumte 
Gebiet nach Möglichkeit zu zerstören. Von der großen Stellung wußte sie 
bloß zu erzählen, daß monatelang an ihr gearbeitet worden war. Auf¬ 
schlußreicher ergänzten die Herkunft der Gefangenen und ihre Aussagen 
die anderen Nachrichtenquellen. Das VI. Korps allein hatte Gefangene 
von nicht weniger als sechs russischen Divisionen eingebracht. Sie gaben 
an, daß alles in eiligem Rückzüge sei, und daß die Artillerie an Munition 
Mangel habe. Aber die Verfolgungskämpfe am 17. deuteten doch wieder 
auf einen ernsten Widerstandswillen hin. Demnach schien es am Abend 
dieses Tages unsicher, welche Gegenwehr der Russe in der erreichten 
Stellung leisten würde. Das Oberkmdo. Mackensen entschloß sich daherr 
für den 18. Juni seinen Korps den Angriff nach Maßgabe ihrer erreichten 
Bereitschaft freizugeben. Vielleicht brachte rasches Zufassen in diesem, 
oder jenem Teile des Schlachtfeldes den entscheidenden Erfolg. 
Die Korps konnten von der ihnen zugestandenen Freiheit keinen Ge¬ 
brauch machen; ein neuer, einheitlicher, planmäßiger Angriff mit gründ¬ 
licher Artillerievorbereitung erwies sich zur Bezwingung auch dieser letzten 
großen Stellung vor Lemberg als nötig; doch sollte den Vorbereitungen 
nur ein Tag, der 18. Juni, gewidmet sein. Während die Infanterie an. 
diesem Tage überall das Vorgelände vom Feinde säuberte, sein Stellungs¬ 
netz sowie günstige Vorrückungslinien und Sammelräume erkundete und 
ihre Linien vorschob, soweit es ging, wurde hinten rastlos gearbeitet. Die 
Feldartillerie war schon seit dem 17. in Stellung und begann sich einzu¬ 
schießen. Jetzt galt es, auch der schweren Artillerie vorzuhelfen, die auf 
den sandigen Wegen nicht so schnell folgen konnte. Für die 30.5 cm- 
Mörser des VI. Korps fanden sich in dessen Bereich keine geeigneten 
Wege. Man wies sie dem XXII. RKorps zu.
	        
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