Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Südarmee im Rahmen der großen Kriegshandlung 443 
Nicht besser erging es dem Korps Hof mann in denWäldern östlich von 
Bolechów. Gegen die starken Stellungen südwestlich von Dolina stürmte 
der linke Flügel des geschwächten Korps Gerok an. Hier gelang am 26., 
allerdings unter sehr großen Opfern, ein Einbruch in die russischen 
Schanzen. Als aber des anderen Morgens ein neuer, besonders heftiger 
Gegenangriff einsetzte, gingen alle errungenen Vorteile wieder verloren. 
Das neuerliche Festrennen der Südarmee vor den russischen Stel¬ 
lungen lastete schwer auf Linsingen. Noch am 23. hatte ihn Falkenhayn 
nachdrücklich auf die Bedeutung hingewiesen, die gerade im gegebenen 
Augenblicke einem Vordringen seiner Armee zukommen mußte. Die 
Ereignisse bei Przemysl nahmen einen schleppenden Verlauf. Im Westen 
durch die Festung gedeckt, hatten die Russen in Ostgalizien noch immer 
eine Manövrierbasis, die umsomehr von Wert war, als der Eintritt 
Italiens in den Krieg auch Rumänien stündlich zu einem Rückenangriff 
gegen die Mittelmächte veranlassen konnte. Den Ruhm, dieses strategische 
Netz zu zerreißen, konnte vor allem die Südarmee erringen. Dies war 
auch ihrem Führer klar, der in erster Linie daran dachte, nach Er¬ 
reichen des Dniester zur Befreiung der noch immer unter einem starken 
und gefährlichen Druck stehenden Armee Pflanzer abzuschwenken und 
mit diesen Absichten auch bei der Heeresleitung in Teschen vollen Bei¬ 
fall fand» Das Kräfteverhältnis gegenüber dem Feinde lag nur in artil¬ 
leristischer Beziehung einigermaßen günstig. Der Feind war schwächer 
an Geschütz und verfügte kaum über den dringendst nötigen Schie߬ 
bedarf, dagegen stellte er den 70.000 Gewehren Linsingens deren 100.000 
entgegen. Dennoch war der Führer der Südarmee entschlossen, nach einer 
kurzen Atempause am 31. neuerlich den Stoß gegen Stryj aufzunehmen. 
Unterdessen sah freilich auch der Russe solchem Beginnen des 
Gegners nicht untätig zu. Ohne daß die russische Literatur einen ge¬ 
naueren Einblick in die Führertätigkeit in diesem Abschnitte des Kriegs¬ 
theaters zuläßt, ist doch festzustellen, daß sich Letschitzki durch das 
Vorgehen Linsingens in seiner Flanke bedroht fühlte. Wenn er trotzdem 
seinem Nachbar Schtscherbatschew nur eine finnische Brigade zusandte, 
so hing dies wohl mit seinen eigenen Angriffsabsichten zusammen, die 
eine größere Schwächung seiner Front nicht zuließen. Bei Linsingen ent¬ 
stand allerdings das Bild stärkerer Truppenverschiebungen von der 9. 
zur 11. Russenarmee, weshalb er an das AOK. immer wieder mit Vor¬ 
schlägen herantrat, durch Unterstellung der ganzen 7. Armee oder wenig¬ 
stens ihres linken Flügels stärkeren Einfluß auf die Kriegshandlungen 
Pflanzers zu gewinnen.
	        
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