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Von Gorlice bis Lemberg
auf den 24., während der linke Armeeflügel zum Sturm rüstete, tauchte
der Feind abermals vor dem XVIII. Korps auf und warf die 9. ID.,
mehrere Kompagnien gefangen abführend, bei Burczyce über den Bio-
¿ewkagrund. Der Armeekommandant stellte dem hart bedrängten Kampf¬
abschnitt zunächst nur einige Schwadronen Divisionskavallerie zur Ver¬
fügung, die aber bei der starken Erschöpfung der 9. ID. ebensowenig
wie ein herbeigeeiltes Bataillon der 44. SchD. die Behauptung der neuen
Stellung südlich der Blo±ewka zu verbürgen vermochten. Schließlich
mußte GdK. Böhm-Ermolli doch dem Einsatz der als Armeereserve schon
weiter gegen Westen abgerückten 13. SchD. zustimmen, der es tatsäch-
am 25. gelang, die Russen wieder aus Burczyce zu vertreiben und hinter
die Blotnaniederung zurückzudrängen. Allerdings blieben die Schützen
einige Tage an diesen Kampfraum gefesselt.
Unterdessen setzten die 2. und die 3. Armee ihre Angriffsvorberei¬
tungen an den inneren Armeeflügeln fort. Die letzten Stunden vor Be¬
ginn des Angriffes brachten noch einschneidende Änderungen in hohen
Befehlsstellen. FZM. Puhallo übernahm anstatt des nach Südwesten ge¬
rufenen Gdl. Boroevic das 3. Armeekmdo. und legte das V. Korpskmdo.
in die Hände des FML. Goglia, der mit der Einleitung des Artillerie¬
kampfes im Angriffsraum betraut gewesen war. Auch der Führer der
Angriffsgruppe der 2. Armee, GdK. Tersztyánszky, mußte, zum Befehls¬
haber gegen Serbien ernannt (S.412), das IV. Korpskmdo. an den FML.
Schmidt-Georgenegg abgeben.
Am 23. nachmittags begann die artilleristische Vorbereitung. Rechts
hatte FML. Schmidt-Georgenegg mit dem XIX. Korps (29. und 34. ID.)
beiderseits von Ostrozec, mit dem IV. Korps (32. ID., 51. HID. und
27. ID. im ersten, 31. ID. und 43. SchD. im zweiten Treffen) beiderseits
von Pnikut in nordöstlicher Richtung anzugreifen. Links vom IV. Korps
wurde, bei Husaków von der in die Front genommenen k. u. k. 2. ID.
begleitet, das deutsche Beskidenkorps angesetzt. Den Schlüsselpunkt der
„starken, teilweise betonierten und in mehreren, oft bis zu sieben Reihen
hintereinanderliegenden *■)" Stellungen der Russen bildete die festungs¬
artig ausgebaute Höhe Gaj nordwestlich von Pnikut.
Gegenüber der technischen Stärke der russischen Abwehr empfan¬
den die Verbündeten vor allem den Mangel an Steilfeuergeschütz über¬
aus bitter. Sehnsüchtig hielt die Armee Böhm-Ermolli in den ersten zwei
Tagen der neuen Kampf phase nach den schweren Haubitzen und der
30.5 cm-Mörserbatterie Ausschau, die ihr zugewiesen waren. Zumal der
i) (H o e n), Österreichisch-ungarische Kriegsberichte, Heft 4 (Wien 1915), 30.