Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Von Gorlice bis Lemberg 
haben könnten. Berechtigt dieser Gedankenaustausch immerhin zur Mei¬ 
nung, Falkenhayn habe sich mit den Offensivplänen der öst.-ung. Heeres¬ 
leitung grundsätzlich abgefunden, so lassen es schon die Vorgänge der 
nächsten vierundzwanzig Stunden wieder stark bezweifeln. 
Entschluß zur Isonzoverteidigung und Befehle für 
den weiteren Angriff gegen die Russen 
Während die Anfänge der beiden Balkankorps mit Bahn dem Räume 
westlich von Agram zustrebten, und das VII. Korps sowie die Brigade 
GM. Fernengel (S. 386) in den Karpathen eben die bereitgestellten Züge 
bestiegen, traf am 21. Mai vormittags im AOK. die Drahtmeldung des 
Militär attachés in Rom, Hptm. Freih. v. Seiller, ein, daß die italienische 
Armee doch später kampfbereit sein werde, als man bisher angenommen 
hatte, und auch die DOHL. erhielt Nachrichten, nach denen der neue 
Feind die volle Schlagfertigkeit erst um den l.Juni erreichen mochte. 
Gleichzeitig war zu erkennen, daß im Nordosten die Entscheidung in 
den Kämpfen bei Przemysl länger auf sich warten lassen werde, als man 
noch vor einigen Tagen wähnte. Stellenweise war in Galizien die Lage 
so zugespitzt, daß ein Abziehen stärkerer Kräfte noch keinesfalls zu 
verantworten gewesen wäre. Falkenhayn erklärte denn auch, als er sich 
am 21. mit seinem öst.-ung. Kollegen wieder zu einer Beratung zusammen¬ 
fand, daß er an eine rechtzeitige Auslösung der für die 5. Armee in 
Aussicht gestellten zwei deutschen Divisionen im Augenblicke nicht 
denken könne, und warf zugleich die Frage auf, ob der von Conrad be¬ 
absichtigte Stoß angesichts dieser Zwangslage bei der Schwäche der 
Stoßgruppe noch ratsam sei, und ob es nicht zweckmäßiger wäre, die 
Armee Boroevic möglichst bis an den Isonzo weiterzuführen und die von 
den Italienern gewährte Frist zur Aufrichtung einer starken, längeren 
Widerstand verbürgenden Abwehrfront auszunützen. 
Es fiel dem deutschen Generalstabschef nicht leicht, seinen Ver¬ 
handlungspartner für eine solche Lösung zu gewinnen. Wohl mußte Con¬ 
rad bestätigen, daß für die unmittelbar nächste Zeit an eine erhebliche 
Schwächung der russischen Front noch nicht zu denken war, und damit 
¡auch die Erfolgsmöglichkeiten der einer entsprechenden Verstärkung 
aus dem Nordosten entbehrenden 5. Armee wesentlich geringer wurden. 
Doch war seiner Ansicht nach vor allem zu bedenken, ob es überhaupt 
noch glücken mochte, die fünf Balkandivisionen rechtzeitig in die für 
den Verteidigungskampf ausersehenen Räume zu schaffen. Nötigte der
	        
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