Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

Die Denkschrift Conrads vom 13. Mai 
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Die Entschlüsse bei Freund und Feind vor der 
Kriegserklärung Italiens 
Angriffspläne der Mittelmächte gegen Italien und 
Serbien 
Unterdessen war für die obersten Führer der verbündeten Mittel¬ 
mächte die große Kriegslage wegen der Haltung Italiens zu höchster 
Spannung gediehen. Den Hiobsposten der ersten Maiwoche waren um 
den 10. weitere überaus ernste Nachrichten gefolgt. Unter ihrem Ein¬ 
druck genehmigte Kaiser Franz Joseph am 11. die von der Heeresleitung 
vorgeschlagene uneingeschränkte Ausrüstung aller Befestigungen an der 
italienischen Grenze und die Überführung der 57. ID. aus Syrmien zur 
Verstärkung der Deckungstruppen an den Isonzo, wo die Division zwi¬ 
schen dem 15. und 21. Mai ausgeladen wurde. 
Am 11. Mai unterbreitete der Armeeoberkommandant FM. Erz¬ 
herzog Friedrich dem Herrscher schriftlich den ersten Entwurf eines 
Aufmarsches gegen Italien und der damit zusammenhängenden Stellen¬ 
besetzungen. Die Auffassungen, die in diesem Augenblicke für die Heeres¬ 
leitung maßgebend waren, sind einer achtundvierzig Stunden später vom 
Chef des Generalstabes verfaßten, für Falkenhayn, Burián und die 
kaiserliche Militärkanzlei bestimmten Denkschrift zu entnehmen, die von 
zwei Möglichkeiten ausging : von der schon sehr unwahrscheinlichen, daß 
Italiens Neutralität noch in zwölfter Stunde erkauft werden könne, und 
von der viel näher liegenden, daß der frühere Dreibundgenosse end¬ 
gültig in die Front der Feinde einrücke. 
Für den ersten Fall forderte Conrad vor allem „die energische ge¬ 
meinsame Fortführung des Krieges gegen Rußland ... mit dem Mindest¬ 
ziel der Wiedergewinnung des Gebietes der Monarchie und des als Kom¬ 
pensation für unsere [Österreich-Ungarns] Gebietsabtretungen an Italien 
uns zu überlassenden Gebietes Russisch-Polens am linken Weichselufer1)". 
War die Erreichung dieses Kriegszieles einigermaßen verbürgt, dann 
sollten Serbien und Montenegro durch die Mittelmächte im Verein mit 
*•) In einem vom 15. datierten Schreiben vertrat Conrad gegenüber dem Minister 
des Äußeren auch noch einmal die Auffassung, daß bei einer Abtretung österreichi¬ 
schen Gebietes an Italien das Deutsche Reich zu verhalten wäre, die Donaumonarchie 
-durch die Grafschaft Glatz und einen Grenzstreifen in Schlesien zu entschädigen. 
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