378
Von Gorlice bis Lemberg
gang über den San nach gründlicher artilleristischer Vorbereitung zu er¬
zwingen. Nördlich von der Garde sollte das deutsche X. Korps auf dem
Ostufer des Flusses gegen Sieniawa vorgehen. Als nächstes Kampfziel
wurde die Einrichtung einer brückenkopfartigen- Stellung bestimmt, die
gegenüber von Radymno begann, über Laszki nordwärts an die Luba-
czówka verlief und nördlich von deren Mündung auch die alten öster¬
reichischen Brückenkopf Stellungen bei Sieniawa in sich schließen sollte.
Teilweise noch in der Nacht, jedenfalls in den frühen Morgenstun¬
den, stürmten die k. u. k. 12. ID. und die 2. GID. den Russen durch Jaroslau
nach. Jene erreichte den San südöstlich der Stadt, von dieser konnten
um 5h nachm. die ersten Bataillone das rechte Flußufer betreten, auf dem
sie bis zur Straßengabel nordöstlich von der abgebrochenen Straßen¬
brücke vordrangen. Alsbald wurde von den Gardepionieren auch ein
Teil der 12. ID. überschifft; es waren bis 10h abends fünf Bataillone der
24. IBrig., die, nach rechts hinten gestaffelt, südlich an die Garde an¬
schlössen. Unterdessen war auch für eine mehrfache Überbrückung des
San Sorge getragen worden.
Die 39. HID. hatte mittlerweile am 15. abends und am 16. früh an
dem Sturm des Korps François gegen die Stellungen von Tuczçpy mit¬
gewirkt. Erst nach der Einnahme dieses Ortes konnte sie nördlich davon
an die Ausführung des ihr aufgetragenen Sanüberganges schreiten. Die
Masse des XXXXI. RKorps bereitete an diesen Tagen den Angriff auf
die Stellungen von Radymno vor. Südlich davon übernahm das komb.
Korps Kneußl den Schutz gegen Przemysl, das in der Hand der Russen
trotz seiner starken Beschädigungen den weiteren Kriegshandlungen
der Verbündeten ein schweres Hemmnis auferlegte. Kneußl schuf zu¬
nächst am 14. der aus dem zweiten Treffen herangeholten 119. ID. bei
Krzywcza Platz1), indem er seine eigene 11. bayr. ID. etwas nach Norden
zog. Tags darauf schob sich die 11. bayr. an den Südflügel der 81. RD.
heran, ohne daß sie bei diesem Flankenmarsche vom Przemysler Gürtel
mehr als durch einige Artilleriegeschosse belästigt worden wäre. Der
Gedanke an einen Handstreich mußte nach den durch Offiziere ausge¬
führten Erkundungen dennoch fallen gelassen werden. Am 16. vertrieben
die Bayern, nunmehr schon durch das Kreuzfeuer aus der Festung und
der Front des XII. Russenkorps stark behindert, den Feind aus einigen
Vorstellungen bei Batycze und Trójczyce2). Die 119. ID. hatte unter-
*) Kneußl, Przemysl, Mai/Juni 1915 (München 1925).
2) Diese und die sonstigen aus dem Bereiche von Przemysl genannten Orte sind
in der Beilage 9 enthalten.