Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Die Lage um die Jahreswende 1914/15 
Die Korpsartillerie sollte aus13 schweren Feldartilleriedivisionen der eben 
angeführten Zusammensetzung bestehen. Die Gebirgsartillerie war auf 
14 volle Regimenter zu bringen, auch die Festungsartillerie, zumal die 
Zahl der 30.5 cm-Mörser, entsprechend zu vermehren1). 
Es erübrigt sich, des näheren auszuführen, daß Monate vergehen 
mußten, ehe sich die Kriegsindustrie auf die nun erforderliche Mehr¬ 
erzeugung eingerichtet haben konnte. Die Zeit bis dahin mußte überbrückt 
werden. Aus den schon angeführten 800 Reservegeschützen wurden 55 
neue Feldkanonenbatterie formiert und zur Armee entsendet. So wie 
bei den Gewehren griff man auch bei den Geschützen zunächst auf 
solche, die von fremden Staaten bei Skoda bestellt waren: 52 Gebirgs- 
kanonen, 24 Feldkanonen, 18 Feldhaubitzen, für China erzeugt, 50 Stück 
mittlere türkische Feldhaubitzen wurden beschlagnahmt. Diese Geschütze 
konnten noch im Laufe des Jahres 1914 der Armee zugeführt werden, 
ebenso 30 Stück neue 15 cm-Haubitzen, 6 Stück 30.5 cm-Mörser und 2 Stück 
42 cm-Küstenhaubitzen. Selbst diese geringen Verstärkungen wurden dort, 
wo sie hinkamen, mit Freuden begrüßt. Sie standen aber in keinem Ver¬ 
hältnisse zur Verlängerung der Front, die allmählich von Piotrków bis 
in den südlichen Winkel der Bukowina reichte. 
Ist es solcherart schon begreiflich, daß die artilleristische Ausrüstung 
des Heeres um die Jahreswende 1914/15 ihren Tiefstand erreichte, so 
gilt dies in noch höherem Maße, wenn man die Munitionslage mit in Rech¬ 
nung zieht. Oft und oft mußte bei der Darstellung der Kämpfe auch auf 
diesen schmerzlichen Punkt verwiesen werden. Man konnte erfahren, 
daß ein Armeeführer einen Angriff nur für den Fall zugestand, als er 
ohne nennenswerten Verbrauch an Artilleriegeschossen möglich war; daß 
Geschütze in der Stellung nur ein paar wohlvorgezählte Schüsse im Tage 
abgeben durften; daß Batterien aus dem Kampf gezogen werden mußten, 
weil die Protzen und die Munitionswagen leer waren. Diese Lage, die 
mitunter fast die Fortführung der Kämpfe in Frage stellte, dauerte den 
ganzen Winter über an, da es nicht gelang, die Geschoßerzeugung so weit 
zu steigern, daß wenigstens die ohnehin bei weitem nicht ausreichende 
Normalausrüstung an Munition wieder erreicht werden konnte. Es war 
ein Zustand quälender Wehrlosigkeit, von der Infanterie wie von der 
Artillerie gleich bitter empfunden. 
Tiefgreifend wirkten die Erlebnisse und Erfahrungen der ersten Kriegs¬ 
monate auch auf die Reiterei zurück. Die im Frieden genährten Vorstel- 
1) Aus einem Manuskript des GM. Pflug, der vom Beginn bis zum Ende des 
Krieges als Artilleriereferent des AOK. wirkte.
	        
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