Volltext: Vom Ausklang der Schlacht bei Limanowa-Łapanów bis zur Einnahme von Brest-Litowsk 2 : Das Kriegsjahr 1915 1 [Textbd.] (2 : Das Kriegsjahr 1915 ; 1 ; [Textbd.] ;)

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Vom Zwei- zum Dreifrontenkrieg 
den Kriegsstand annehmen, die Bildung der höheren Einheiten hatte hin¬ 
gegen erst im Aufmarschraum zu erfolgen. Durch die möglichst geheime 
Mobilisierung sollte der Diplomatie die Freiheit des Handelns gewahrt 
bleiben und eine unerwünschte vorzeitige Kriegserklärung des Gegners 
hintangehalten werden. Erst zu politisch günstiger Zeit sollte der Auf¬ 
marsch in drei großen Transport staff ein (zuerst sechs Korps und die 
Heeresreiterei, dann zweimal je vier Korps) erfolgen, wobei als Voraus¬ 
setzung für das Gelingen der Heeresversammlung ein wirksamer Schutz 
durch die nötigenfalls zu verstärkende „vorgeschobene Besetzung" an¬ 
gesehen wurde1). 
Um die Jahreswende 1914/15 kam ein frischerer Zug in Italiens 
Handeln. Der Besetzung der Insel Saseno folgte trotz des Einspruches 
Cadornas am 25. Dezember die Landung italienischer Truppen in Valona 
{S. 7) 2). Am 4. Jänner wurde die Bildung der im Frieden nicht aufge¬ 
stellten Mobilmilizregimenter (2. Linie) angeordnet. 
Entsprechend dem Verlaufe der weiteren diplomatischen Verhand¬ 
lungen machte auch die Aufrüstung des italienischen Heeres weitere Fort¬ 
schritte. Anfang März wurde die in Aussicht genommene Verstärkung der 
„vorgeschobenen Besetzung" verfügt, die Mitte April einen Stand von 
142.000 Mann erreichte3). Drei Tage vor dem Abschluß des Londoner 
Vertrages begann endlich auch die „geheime Mobilmachung", indem die 
nun acht Korps umfassende erste Heeresstaffel auf vollen Kriegsfuß ge¬ 
setzt wurde. Zugleich mit der politischen Entscheidung waren so auch 
militärisch die Würfel gegen den früheren Bundesgenossen gefallen. 
Ö st er re ich-Ungarn s Ab wehr maßnahmen gegen Italien 
Ehe das k. u. k. AOK. Mitte August 1914 Wien verließ, leitete es 
noch Maßnahmen zur Abwehr eines von dem schon höchst unverläßlichen 
italienischen Verbündeten etwa versuchten Angriffes ein. Gdl. Conrad, 
seit jeher von größtem Mißtrauen gegen Italien erfüllt, urteilte damals, 
daß „es ganz im Geiste italienischer Mentalität" läge, „jetzt, da Öster¬ 
reich-Ungarn im Nordosten und auf dem Balkan schwer bedroht war, den 
bisherigen, klug getäuschten Bundesgenossen skrupellos von rückwärts 
anzufallen" *). Deshalb beauftragte der Armeeoberkommandant Erz- 
1) Ital. Gstb.W., I, Text, 157f. 
2) Vgl. auch Kiszling, Italiens Neutralität und geheime Aufrüstung zum Kriege 
(Berliner Monatshefte, Jahrgang 1929, 1101 ff.). 
3) Ital. Gstb.W., I, Text, 161. 
±) Conrad, IV, 377.
	        
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